Raum & Wohnen
Kanton St.Gallen Amt für Wasser und Energie

13. März 2025

«Auch Altbauten-Besitzer können einen Beitrag an die Energiewende leisten»

Auch bei Altbauten lohnen sich Sanierungen und Umbauten für mehr Energieeffizienz. Ein Beispiel aus St.Gallen zeigt, dass denkmalgeschützte Gebäude mit modernster Technik optimiert werden können.

Urs-Peter Zwingli

Urs-Peter Zwingli
Journalist BR

Für Jörg Osterwalder ist die energieeffiziente Sanierung seines Elternhauses eine Art «Lebenswerk», wie er sagt: Der 73-Jährige rüstete das 1912 erbaute Mehrfamilienhaus im St.Galler Stadtquartier St.Georgen mit Erdsonden sowie einer Photovoltaik-Anlage aus. Diese Anlage wurde extra farblich den dunkelroten Dachziegeln angeglichen. So fügt sich das denkmalgeschützte Haus auch mit modernster Technik auf dem Dach in das Ortsbild ein. Im Interview berichtet Osterwalder über den Umbau und was er anderen Besitzer:innen von Altbauten empfiehlt.

Jörg Osterwalder, im Februar wurde die energieeffiziente Sanierung Ihres über 110-jährigen Elternhauses beendet. Was wurde an dem Gebäude erneuert?

Bereits im November 2022 wurden sieben Erdsonden gebohrt, um Erdwärme für das Gebäude zu gewinnen. Für mich war immer klar, dass eine Photovoltaikanlage eine sinnvolle Ergänzung für die Erdwärme ist. So kann zukünftig die Wärmepumpe teils mit Solarstrom vom eigenen Dach betrieben werden. Die Wärmepumpe ersetzte die zuvor betriebene Gasheizung. Ende 2024 begann dann die Installation einer PV-Anlage, nachdem zuvor das Dach des Altbaus saniert und isoliert wurde. Im Keller habe ich zudem einen Batteriespeicher einbauen lassen, der den Strom der Anlage aufnimmt, wenn dieser im Gebäude nicht benötigt wird. Ausserdem wurden verglaste Balkone angebaut.

Facts zum Gebäude

  • Durchschnittliche Jahresproduktion der PV-Anlage: rund 12’200 kWh. Zum Vergleich: Der Stromverbrauch eines 4-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus beträgt in der Schweiz im Durchschnitt 4’500 kWh pro Jahr.
  • Dank des Betriebs einer Wärmepumpe mit Erdwärmesonden werden im Vergleich zur Gasheizung jährlich fast 20 Tonnen Treibhausgasemissionen eingespart.
  • Fläche der Photovoltaik-Anlage: 106 m2
  • Kapazität des Batteriespeichers im Keller: 15 kWh

Die Photvoltaik-Anlage ist farblich von aussen nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Was hat es damit auf sich?

Mein Gebäude ist denkmalgeschützt, deshalb gab es einige Vorgaben – eine davon war, dass sich die PV-Anlage optisch so weit wie möglich in das Dach einfügen muss. Die Farbe der Anlage wurde darum möglichst exakt an die ursprüngliche Dachfarbe angeglichen. Die Planung und der Bau der Anlage wurden darum von einem intensiven Austausch mit der St.Galler Denkmalpflege begleitet.

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Foto: Samuel Mühlemann
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Foto: Samuel Mühlemann
20250224 Jörg Osterwalder
Foto: Samuel Mühlemann
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Foto: Samuel Mühlemann

Was ist Ihre Motivation für die Sanierung?

Ich will damit Immobilieneigentümern – darunter gerade auch von Altbauten – zeigen, dass jeder einen Beitrag an die Energiewende leisten kann. Ich habe bereits 2010 auf meinem privaten Wohnhaus eine PV-Anlage installiert und konnte das nun glücklicherweise auch für dieses Gebäude realisieren. Natürlich hat das Haus für mich einen emotionalen Wert. Ich bin hier aufgewachsen und mein Grossvater und Vater betrieben im Erdgeschoss eine Metallbauwerkstatt. Mit dem Resultat bin ich sehr zufrieden. Wir konnten die Anlage im Februar 2025 in Betrieb nehmen. Sie sieht gut aus und die gesamte Energiesituation ist nun deutlich nachhaltiger. Ich rechne zudem mit tieferen Energiekosten.

20250224 Jörg Osterwalder Porträt

«Ich will damit Eigentümern von Altbauten zeigen, dass jeder einen Beitrag an die Energiewende leisten kann.»

Jörg Osterwalder

Eigentümer

Was sind für Sie die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Projekt?

Für energieeffiziente Sanierungen von Altbauten gibt es wohl meistens keine Standardlösungen. Das bedeutet, dass man flexibel und offen bleiben muss und frühzeitig das Gespräch mit den entsprechenden Behörden suchen sollte. Ich wurde zudem mit René Grob von einem erfahrenen Planer begleitet, was hilfreich war. Und letztlich braucht es für so ein Projekt auch ein wenig Mut und Leidenschaft für ein schönes, altes Gebäude.

Was kann ich tun?

  • Energieeffiziente Sanierungen sowie Geräte wie Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen etc. profitieren oft von staatlichen Fördergeldern. Auf energiefranken.ch können Sie die Förderangebote nach Kanton und Gemeinde durchsuchen.
  • Sie möchten Ihr Gebäude sanieren? Die Energieagentur St.Gallen (energieagentur-sg.ch) bietet der Bevölkerung des Kantons St.Gallen kostenlose und unabhängige Energieberatungen an.
  • Der Kanton St.Gallen und die Gemeinden haben Ende 2024 die Bewilligungspraxis für Solaranlagen auf geschützten Kulturdenkmälern und Ortsbildern vereinfacht. Eine Karte zeigt Gebäudebesitzer:innen, welche Regelungen für ihre Gebäude gelten. Lesen Sie hier mehr dazu und erkunden Sie hier die Karte. Weitere Ausführungen der Denkmalpflege zur Bewilligungspraxis von Solaranlagen finden Sie hier.

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