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Ein Mittel, um weniger CO2 auszustossen, ist der Umstieg auf E-Mobilität. Doch wie umweltfreundlich sind E-Autos mit ihren grossen Batterien wirklich? Experte Claudio Pfister gibt Auskunft.
Claudio Pfister*, der Bund rechnet damit, dass die Elektromobilität in den kommenden Jahren stark zunehmen wird. Wie sinnvoll ist die Verlagerung hin zur E-Mobilität überhaupt?
Sehr sinnvoll. Energie zu sparen und Ressourcen zu schonen, ist zwingend. Und ein Elektroauto verbraucht verglichen mit einem konventionellen Auto drei bis fünf Mal weniger Energie. Spezifisch für die Schweiz kommt hinzu, dass wir vergleichsweise viel im Verkehr stehen, etwa an Ampeln oder im Stau. Hierbei sind Verbrennungsmotoren sehr ineffizient. Ein weiterer Faktor sind die Berge, wo Elektroautos einen grossen Vorteil haben: Sie können bergab einen Teil der Energie zurückgewinnen, die sie bergauf verbraucht haben.
Elektroautos brauchen kaum Wartung, ausserdem sind ihre Energiekosten im Vergleich zu Benzinautos niedriger.
Claudio Pfister
Leiter Fachgesellschaft e-mobile.ch, Fachverband Electrosuisse
Wie sieht es aus, wenn man andere Faktoren einberechnet wie etwa die Lebensdauer der Batterie oder die Strombereitstellung?
Das Elektroauto wird oft wegen der Batterie und die dafür benötigten umstrittenen Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel kritisiert. Diese Rohstoffe, die in einer Batterie drin sind, können jedoch zu annähernd 100 Prozent recycelt werden und für die Herstellung von neuen Batterien verwendet werden. Wir müssen dort anpacken, wo sich etwas nicht recyceln lässt. Ein Benzinauto verbraucht die Rohstoffe Benzin und Sauerstoff in riesigen Mengen und hinterlässt so Unmengen von Abgasen, die man nicht recyceln kann. Das Elektroauto hat keinen Rohstoffverbrauch, dafür aber das Potenzial alles zu recyceln, was in ihm steckt. Zur Herstellung von Elektrizität gibt es nachhaltige Lösungen etwa Wind- und Wasserkraftwerke sowie Solaranlagen. In einer Mangelsituation könnte man kurzfristig auch mit Erdöl oder Gas Elektrizität produzieren und wäre damit in der Gesamtbilanz immer noch umweltfreundlicher als der Betrieb der heutigen Benzin- und Dieselautoflotte. In den nächsten zehn bis zwanzig Jahren werden wir in der Batterieherstellung grosse Fortschritte machen. Wir werden dann beispielsweise viel weniger teure und heikle Rohstoffe für deren Herstellung brauchen. Wir stehen am Anfang einer nachhaltigeren Technologie, die eine nicht recycelbare Technologie ablöst. Das muss man bedenken, wenn man heute über Batterien urteilt.
Für wen eignet sich ein Elektroauto?
Ein Elektroauto sollte regelmässig genutzt werden. Eine Batterie altert, auch wenn sie nicht gebraucht wird. Personen, die ein Elektroauto nur als Option in der Garage stehen haben, rate ich von einem Autokauf ab. Für Wenig-Fahrer:innen sind Sharing-Fahrzeuge zweckmässiger. Für Personen, die das Auto regelmässig nutzen, macht die Technologie hingegen Sinn. Mein Elektroauto hat mittlerweile 300’000 Kilometer und immer noch dieselbe Batterie.
Wie werden die Batterien genutzt, wenn sie für das Fahrzeug zu alt sind?
Man hört oft, dass Batterien für ein Fahrzeug nicht mehr taugen, wenn sie weniger als 80 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität haben. Meiner Meinung nach werden die Batterien auch danach in den Autos bleiben. Wer würde in ein zehnjähriges konventionelles Auto einen neuen Verbrennungsmotor einbauen? Ich glaube, dass diese E-Autos als Gebrauchtfahrzeuge auf einen zweiten und danach auf einen dritten Markt kommen.
Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn man sich ein E-Auto kauft im Vergleich zum konventionellen Auto?
Da ist man heute am Break-Even-Point. Die Elektrizität als Energieträger für das Auto ist heute etwa halb so teuer wie Benzin oder Diesel, sofern man zuhause oder am Arbeitsplatz zum aktuellen Stromtarif laden kann. An der öffentlichen Ladestation ist aufladen oftmals teurer als tanken. In der Anschaffung kostet ein mittelgrosses E-Auto etwas mehr als ein Verbrenner. Es gibt dafür kaum Wartung, weniger variable Kosten und weniger Treibstoffkosten. In der Oberklasse ist das Elektroauto interessanterweise schon bei der Anschaffung oftmals billiger.
Funktioniert das Konzept der E-Mobilität in der ländlich geprägten Ostschweiz genauso gut wie in Städten mit ihren Agglomerationen?
In ländlichen Gebieten gelingt der Umstieg auf E-Automobilität sogar besser, da eine Voraussetzung das Laden zuhause oder am Arbeitsplatz ist. Auf dem Land gibt es mehr Wohneigentum, die Ladeinfrastruktur lässt sich dort einfach umsetzen. Bei Mietliegenschaften ist man hingegen vom Eigentümer abhängig. In den Städten würde ich eher auf den öffentlichen Verkehr plus ein gutes Angebot von Sharing-Fahrzeugen setzen.
*Claudio Pfister, Leiter Fachgesellschaft e-mobile.ch, Fachverband Electrosuisse
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