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Sepp Fässler ist Energieberater bei der Streule + Alder AG (Rorschach SG). Als Bauzeichner, Baubiologe und Bauleiter kann er den Bauherrschaften eine breite und umfassende Beratung anbieten. Eines seiner Lieblingsprojekte war die Modernisierung eines 300jährigen Appenzellerhauses.
Gebäude sind in der Schweiz für rund ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich. Gerade bei älteren Gebäuden kann mit einer energetischen Sanierung viel Energie und somit CO2 eingespart werden. Doch wie geht man am besten vor? Eine Energieberatung unterstützt Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer in diesem Prozess und zeigt den besten Weg auf. Die Energieberater leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Das Interview mit Sepp Fässler porträtiert einen der vielen Energieberatenden, welche im Kanton für die Energiewende unterwegs sind.
Sie beschäftigen sich schon Ihr ganzes Berufsleben mit Gebäuden. Wie sieht Ihr bisheriger Berufsweg aus?
Ich bin gelernter Hochbauzeichner und habe nach der Lehre in Rheineck eine Weile für die Flug- und Fahrzeugwerke Altenrhein gearbeitet. Damals haben wir den neuen Tower und das Abfertigungsgebäude gebaut, das war ein spannendes Projekt. Anschliessend wechselte ich zum Architekturbüro des schweizerischen Bauernverbandes. Dort plante ich landwirtschaftliche Gebäude und Siedlungen und konnte auch Bauleitungen übernehmen. Weil mich nicht nur das Bauen an sich interessiert, sondern auch das Wohlbefinden innerhalb von Gebäuden, habe ich zudem die Ausbildung zum Baubiologen gemacht.
Damit wäre Ihnen vermutlich nicht langweilig geworden. Weshalb haben Sie kurz danach auch noch die Ausbildung zum Energieberater absolviert?
Um 2010 war ich ich einer beruflichen Umbruchphase. Damals kam Karl Streule, Geschäftsführer bei der Streule + Alder AG, auf mich zu. Er suchte einen Mitarbeiter, der sich um die ganzen Bau- und Fördergesuche kümmert, Bauleitungen übernimmt und auch die Energieberatung anbieten kann. Ich sagte schnell zu, weil diese Arbeit sehr vielseitig ist. Einerseits geht es um das genaue Arbeiten und «Zahle biigele», was ich seit meiner Lehre sehr gern tue. Andererseits braucht es den Blick auf das grosse Ganze, auf die Zusammenhänge. Dafür machte ich den Lehrgang «Energieberater» beim Bildungszentrum Polybau in Uzwil.
Was waren die Inhalte dieser Ausbildung?
Wir haben sehr viele theoretische Grundlagen erhalten. Das begann mit der Bauphysik und der Konstruktion von Gebäuden. Danach beschäftigten wir uns mit erneuerbaren Energieträgern und der ganzen Fördergeld-Thematik, lernten viel über die Umsetzung und erhielten auch noch eine Schulung zum Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK). Am Schluss gab es eine Prüfung, und dann durften wir auch schon raus in die Praxis – auch dort lernt man viel dazu.
Wie sieht eine Energieberatung in der Praxis aus?
Das kommt ein bisschen auf das Bauprojekt an. Pro Jahr mache ich ungefähr drei bis fünf umfassende Energieberatungen. Dafür schaue ich das gesamte Gebäude an, identifiziere die energetischen Schwachstellen und mache Vorschläge, wie diese behoben werden können. Wenn ein Haus zum Beispiel viel Wärme über das Dach verliert, ist eine bessere Dämmung des Estrichs oder des gesamten Dachs sinnvoll. Neben diesen «grossen» Beratungen gebe ich aber auch Inputs zu etwa drei bis vier Dutzend kleineren Bauvorhaben.
Worum geht es bei diesen Projekten?
Zum Beispiel um eine «kleine» Dachmodernisierung. Die Bauherrschaft denkt oft, das sei doch schnell erledigt. Doch auch in diesen Fällen wollen wir die Situation vor Ort genau anschauen und ein paar Berechnungen machen. Denn unsere Kunden sollen eine sinnvolle Empfehlung für ihr Bauprojekt erhalten. Wer das Dach ohnehin erneuern muss, kann in den meisten Fällen auch gleich eine Photovoltaik-Anlage installieren. Ebenso ist es sinnvoll, zuerst die Gebäudehülle und erst dann die Heizung zu erneuern. Dieses Vorgehen nennen wir Gebäudehüllen-Spezialisten «Königsweg e+». Sofern das Budget ausreicht, lassen sich unsere Kunden meistens von diesem Weg überzeugen.
Die Energieagentur St.Gallen bietet der Bevölkerung des Kantons St.Gallen kostenlose Enerigeberatungen an. Die Beratungen werden von Fachpersonen produktneutral durchgeführt. Egal ob es um Fragen zu den kantonalen Energievorschriften und Förderbeiträgen, Photovoltaik, Heizung, Wärmedämmung, Wärmepumpen oder Fassadensanierungen geht. Für alle Fragen gibt es die passende Beratung:
Oft heisst es, um Energie zu sparen, müsse man das Gebäude halt einfach besser dämmen. Stimmen Sie dieser Aussage zu?
Ganz so einfach ist es nicht. Natürlich hilft eine bessere Dämmung, um die Energieverluste zu senken. Doch einerseits muss man auch die anderen möglichen Schwachstellen anschauen: Fenster, Dach, Wärmebrücken, Gebäudetechnik und so weiter. Was oft vergessen geht, ist zudem der Aufbau der Fassade. Die billigste Variante ist eine Kompaktfassade, auch bekannt als Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS): Die Aussenwand wird gedämmt, darüber kommt ein Verputz und am Schluss ein Anstrich. Aus unserer Sicht sind aber hinterlüftete Fassaden deutlich besser. Diese sind viel langlebiger, können einfacher gereinigt werden und bieten zudem bei der Aussenhaut eine grosse gestalterische Vielfalt.
Wir stehen hier vor einem wunderschönen, 300jährigen Appenzellerhaus, das sehr aufwendig modernisiert wurde. Drei verschiedene Fassadentypen an einem Gebäude – wie kam es dazu?
Der Bauherr hat uns betreffend Fassadensanierung angesprochen, und wir durften in der Folge die gesamte Gebäudehülle erneuern. Weil das Gebäude denkmalgeschützt ist, mussten wir auf das Erscheinungsbild achten, aber auch die Bewitterung und den Kostenaspekt der verschiedenen Fassadentypen berücksichtigen. Hier, auf der Südewestfassade ist die Wetterseite, deshalb haben wir eine hinterlüftete Naturschieferfassade gewählt. Auf der Südostseite, die zugleich die Schauseite zur Strasse hin ist, bilden Rundschindeln aus Lärche die Fassadenbekleidung. Auf der Nordwestseite schliesslich haben wir einen klassischen Glattschirm mit eckigen Lärchenschindeln realisiert.
Welche Arbeiten haben Sie beim angebauten Ökonomiegebäude ausgeführt?
Wir haben den gesamten Dachstock geschiftet und neu eingedeckt. Auf der südöstlichen Dachseite haben wir eine Indach-Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 11,9 kW(p) montiert. Und wie man auf der Hinterseite des Gebäudes sieht, hat der Bauherr bereits eine Ladestation für sein Elektrofahrzeug montiert. Aus energetischer Sicht ist dieses Gebäude tiptop, unsere Arbeiten sind ausgeführt. Ich muss nur noch die Bauabrechnung fertigstellen.
Was machen Sie als Ausgleich zur Arbeit?
Weil meine Arbeit sehr kopflastig ist, erhole ich mich am liebsten an der frischen Luft. Wandern und Biken bieten mir einen guten Ausgleich, daneben spalte ich auch sehr gerne Holz für den Kachelofen. Meine Frau und ich wohnen in einem 130jährigen Appenzellerhaus, das wir selber sanieren konnten. Von der Planung der Solarthermie- und Photovoltaik-Anlage über das Aufdämmen der Wände bis zum Lehmputz in den Innenräumen konnte ich hier mein Wissen in der ganzen Breite anwenden. Das hat enorm Freude gemacht und gefällt mir bis heute jeden Tag.
Was kann ich tun?
Als Hauseigentümerin oder Hauseigentümer:
Als Mieterin oder Mieter:
Gebäudehülle Schweiz
Das Kompetenzzentrum Gebäudehülle Schweiz steht für die Berufe Dachdecker*in, Abdichter*in, Fassadenbauer*in und Solarinstallateur*in und betreibt als nationaler Branchenverband gemeinsam mit fünf Partnerverbänden die Bildungszentren Polybau in Uzwil (SG), Polybat in Les Paccots (FR) und den zusätzlichen Berufsschulstandort Grenchen (SO). Mit seinen rund 700 Mitgliedern und 130 Industriepartnern setzt sich Gebäudehülle Schweiz für einen ästhetisch energieeffizienten und nachhaltigen Gebäudepark Schweiz ein. Dank dem energetischen Modernisieren in Kombination mit Solarenergie wird die Energiewende fassbar.
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