Raum & Wohnen
Energieagentur St.Gallen

03. April 2025

Fachwissen und Kreativität für eine zukunftsfähige Wärmeversorgung

Was ist eine zukunftsfähige Wärmeversorgung? Erneuerbar und nachhaltig, klar. Auch die Sonnenenergie spielt meist eine zentrale Rolle. Aber was bedeutet dies genau? Wer diese Begriffe kritisch hinterfragt, stellt rasch fest: Es gibt nicht DIE Antwort. Jedes Objekt ist einzigartig und im jeweiligen Kontext von lokalen Potenzialen, Umgebung, Nutzung, Eigentümerschaft und Geschichte verknüpft.

Christian Eisenhut

Christian Eisenhut
Projektleiter Energieagentur St.Gallen

Ein spezielles Beispiel ist ein Neubau am Oleanderweg in Jona: es nutzt Solarenergie gleich vierfach, integriert und optimiert die Energiepotenziale vor Ort und überzeugt durch einfache Lösungen. Die vierfache Solarstromnutzung kann folgendermassen beschrieben werden:

An erster Stelle steht die Optimierung der passiven Solarenergienutzung mittels grosser Fensteröffnungen gegen Süden, einer hohen thermischen Masse im Gebäude und einem geeigneten sommerlichen Wärmeschutz (Balkonüberdachung).

Das zweite Element bilden thermische Solarkollektoren, die auf die Wärmeproduktion im Winterhalbjahr optimiert sind. Verschiedene Register und Bauteilaktivierungen in der Baugrube, im Fundament, in der Kellerdecke und an der zentralen mit Lehm verputzen Wand sowie ein kleiner Wärmespeicher ermöglichen die optimale Speicherung und Nutzung dieser Energie. Da die Temperaturdifferenzen zwischen Wärmequelle und Wärmeabgabe stets sehr klein sind, arbeitet eine kleine Sole-Wasser Wärmepumpe sehr effizient.

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Generationenhaus Schmucki-Hofmann

«Die Natur im und ums Haus ist sichtbar, riechbar, fühlbar und geniessbar. Das Haus lebt im wahrsten Sinne des Wortes und bietet Raum für verschiedene Generationen – gleichzeitig und für viele Jahrzehnte. Innerhalb des gegebenen Budgets haben wir für uns architektonisch den Wert maximiert, indem Design, Funktionalität und Nachhaltigkeit im Einklang stehen.»

Das dritte Element entspricht derjenigen Solarenergienutzung, an die heute die meisten Leute in erster Linie denken: die Solarstromanlage. Am Oleanderweg liefert eine integrierte PV-Anlage auf den restlichen Dachflächen genügend Strom für den Bedarf vor Ort.

Die vierte Nutzung geniesst in jüngster Zeit vermehrt Aufmerksamkeit: die Biomasse im und ums Haus. Die Natur liefert Baumaterialien, Lebensmittel, Klimatisierungslösungen und Ästhetik auf effizienteste und lebendigste Art und Weise. Die Konstruktion im Vollholz-System und ein kleiner Permakultur-Garten vor dem Haus integrieren diese Elemente bewusst im Gesamtkonzept.

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Ansicht des Gebäudes am Oleanderweg in Jona.
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Mit Leitungen kann die Wärme unter anderem ins Fundament geführt werden, wo sie für den Winter gespeichert wird.
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Gegen Süden ausgerichtete Solarthermie-Kollektoren liefern Wärme für das Gebäude.

Präsentation am EnergieTreff vom 19. Februar 2025

Am EnergieTreff SG am 19. Februar 2025 stand Fachwissen und Kreativität für eine zukunftsfähige Wärmeversorgung im Vordergrund. Hendrik Steinigeweg, Architekt beim Studio Noun in Zürich, stellte das oben beschriebene Objekt umfassend vor. Thomas Kunz, St.Galler Stadtwerke, ging auf Herausforderungen, Planung und Realisierung von Wärmelösungen im urbanen Umfeld ein. Olivier Brenner, Stv. Generalsekretär EnDK, gab abschliessend einen Über- und Ausblick zur Gebäudepolitik der Kantone. Im Anschluss bot die Veranstaltung ausreichend Raum, um diverse Fragen direkt zu beantworten.

Die Aufzeichnung des EnergieTreffs können Sie hier nachschauen: YouTube Energietreff 19. Februar 2025

Für Interessierte, die tiefer in die Details eintauchen möchten, bieten die Projektseite der Energieagentur St.Gallen sowie folgende Links weiterführende Informationen:

Was kann ich tun?

  • Zu Beginn eines Projektes bewusst mindestens zwei Schritte zurücktreten und einige Grundsatzfragen stellen: «Was ist mir wirklich wichtig? Wird der Fokus auf die Kosten oder stärker auf die langfristige Wertsteigerung gelenkt? Wer soll mitentscheiden und mitgestalten? Was hat der Ort, das Umfeld und das persönliche Netzwerk im Bezug auf das Projekt zu bieten?»
  • Kreativität leben! Besonders die Nutzung der Sonnenenergie bietet, nebst der naheliegenden High-Tech Variante der Photovoltaik, zahlreiche Möglichkeiten dazu.
  • Wer teilt, gewinnt: Ein Gebäude bewusst für eine flexible Nutzung durch mehrere Parteien zu gestalten, ist ein starker Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Resilienz. Wo ergeben sich ähnliche Synergien in der unmittelbaren Nachbarschaft? Gute Beziehungen zur Nachbarschaft sind der Schlüssel für unzählige Synergien, Effizienz- und Kosteneinsparungen, lösbare Herausforderungen und witzige Anekdoten… Ein leerer Kühlschrank könnte ein Anfang sein.

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