Mobilität & Verkehr
Kanton St.Gallen Tiefbauamt

05. September 2024

Fünf Fragen an Hannes Heller, Mitgründer und Geschäftsführer von walkable

Mit walkable ist 2024 eine Onlineplattform zur Verbesserung der Fussverkehrsinfrastruktur online gegangen. Hannes Heller führt neben seinem Job als Bauingenieur den Verein, der die Plattform aufgebaut hat und betreibt.

Daniel Litscher

Daniel Litscher
Projektleiter Fachstelle Fuss- und Veloverkehr Kanton St.Gallen

Vor wenigen Wochen hast du und dein Team die Plattform walkable lanciert. Was ist walkable?

walkable ist eine Plattform zur Verbesserung der Fussverkehrsinfrastruktur. Sie ermöglicht allen, einen Beitrag zur Verbesserung der Infrastruktur für Zufussgehende zu leisten. Jede und jeder kann Stellen mit Verbesserungspotenzial erfassen oder gelungene Beispiele mit anderen teilen. Die Fachleute in unseren Partnergemeinden haben Zugriff auf diese Meldungen, können eigene Meldungen posten und mit den Nutzerenden kommunizieren. Das erlaubt ihnen, schnell Massnahmen zur Verbesserung der Fussverkehrsinfrastruktur zu realisieren.

Zum Beispiel?

In Eichberg im Kanton St. Gallen hat ein Sturm eine Baustelleneinrichtung umgeweht und den Fussweg blockiert. Jemand hat das gesehen, auf walkable gemeldet und die Gemeinde hat das umgehend behoben. Bauliche Anpassungen brauchen in der Regel etwas mehr Zeit, aber auf unserer zweiten Plattform, bikeable.ch, sehen wir, dass das Prinzip funktioniert. Bis heute sind bereits 800 Meldungen über Mängel verbessert worden.

Walkable_Beispiel Flums
Die Holzbrücke auf einem Wanderweg auf dem Flumserberg war beschädigt. Innerhalb kurzer Zeit wurde die Brücke repariert und das Problem kann auf der Plattform walkable als gelöst markiert werden.
Walkable_Beispiel Eichberg
In Eichberg kam es durch den Sturm noch zu weiteren Schäden. Die umgestürzte Tanne, welche den Wanderweg blockierte, wurde auf walkable gemeldet. Der Schaden konnte ebenfalls innerhalb kurzer Zeit behoben werden.
Walkable_Beispiel Eichberg2
Auf der Plattform kann zudem eine Beschreibung der Stelle hinzugefügt werden. Wenn das Problem gelöst wird kann die verantwortliche Organisation auch noch weitere Informationen einfügen: z.B. wie in Eichberg, dass zusätzlich noch eine Sicherheitsholzerei durchgeführt wurde.

Wie kann walkable einen Beitrag zum Klimaschutz leisten?

Man vergisst gerne, dass das Zu-Fuss-Gehen eine Form des Verkehrs ist, und zwar die natürlichste und ressourcenschonendste überhaupt. Zwei Kilometer schafft man bequem in 25 Minuten. Jede fünfte Autofahrt ist kürzer als zwei Kilometer; hier ist eine Umlagerung eindeutig möglich. Und: Eine klimafreundlichere Freizeitaktivität als Wandern gibt es nicht, vor allem, wenn man die Wanderwege vor der Haustür hat. Wenn wir das fördern können, ist das ein enormer Gewinn. Aber was für mich genauso wichtig ist: walkable schafft auch ein Bewusstsein dafür, was gute Infrastruktur ausmacht, wie viel sie zu unserer Lebensqualität beiträgt und wo Verbesserungspotenzial vorhanden ist.

Grundsätze einer guten Fussverkehrsinfrastruktur

  1. Sicherheit: Eine gute Fussverkehrsinfrastruktur sorgt dafür, dass alle sicher zu Fuss unterwegs sein können.
  2. Komfort und Zugänglichkeit: Gehwege sollten breit genug und in gutem Zustand sein, um komfortabel genutzt werden zu können. Barrierefreiheit ist ebenfalls entscheidend, damit Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Kinderwagen oder Rollatoren die Gehwege problemlos nutzen können. Sitzgelegenheiten, Schatten und Wetterschutz tragen zusätzlich zum Komfort bei.
  3. Durchgängigkeit und Verknüpfung: Die Wege sollten gut vernetzt sein, sodass man leicht von einem Ort zum anderen gelangen kann.
  4. Attraktivität: Eine abwechslungsreiche und ansprechende Umgebung macht den Fussweg interessanter und nützlicher.

Wie ist der Start gelaufen?

Sehr gut. Nach einem Silent Launch kommunizieren wir aktiver seit Mitte Mai. Vor allem in der Romandie haben wir viele Meldungen erhalten, aber auch in der Deutschschweiz ist walkable gut gestartet. Erfreulich ist insbesondere die hohe Qualität der Meldungen. Schon vor dem Start hatten wir über ein Dutzend Partnergemeinden; seit der Lancierung sind noch einige dazugekommen, besonders im Kanton St. Gallen, wo die Gemeinden dank Unterstützung des Kantons kostenlos teilnehmen können.

Du bist berufstätig und vor kurzem zum zweiten Mal Vater geworden. Was bedeutet dir das Projekt, dass du neben diesem Pensum noch Zeit dafür freischaufelst?

Ich sehe das als grossartige Möglichkeit, einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft zu leisten. Klimaschutz bedeutet oft Verzicht. Unsere Ernährung zum Beispiel wird klimaschonender, indem wir auf Fleisch verzichten. In der Mobilität ist es genau umgekehrt: Wenn wir auf klimafreundliche Fortbewegung setzen, gewinnen wir etwas. Wir sind an der frischen Luft, können mit Bekannten plaudern und erleben das Umfeld, in dem wir leben. Das macht uns gesünder und glücklicher.

Was kann ich tun?

  • Nutze für kurzen Strecken vermehrt das Velo oder gehe zu Fuss. So tust du nicht nur etwas Gutes für deine Gesundheit, sondern auch für die Umwelt
  • Bist du zu Fuss unterwegs und siehst eine Situation mit Verbesserungsbedarf? Nutze walkable um darauf aufmerksam zu machen.
  • Bist du vermehrt mit dem Velo unterwegs? Dann nutze bikeable um einen Beitrag zur Verbesserung der Veloinfrastruktur zu leisten.

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