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Hitzetage, Tropennächte und Hitzewellen sind eine Belastung für die menschliche Gesundheit, insbesondere von älteren Menschen. Die fünfte Klimakonferenz der OST – Ostschweizer Fachhochschule beleuchtete die konkreten Auswirkungen von Hitze auf die physische und psychische Gesundheit von älteren Personen und zeigte insbesondere planerische und gestalterische Massnahmen auf, welche vor der Hitzebelastung schützen.
«Der Klimawandel ist die grösste Bedrohung der menschlichen Gesundheit im 21. Jahrhundert», zitierte Michael Eugster, Leiter Amt für Wasser und Energie des Kantons St.Gallen, aus dem Grundsatzpapier des World Health Summit, dem Weltgesundheitsgipfel. Mit Jahrgang 1960 werde er im Alter von 80 Jahren eine Welt antreffen, die 3.5 Grad heisser sei als zu Zeiten seiner Urgrosseltern. Für seine Amtskollegin mit Jahrgang 1985 habe sich die Erde schon um 4.5 Grad aufgeheizt. Und seine Tochter Flavia mit Jahrgang 1998 erlebe den Planeten im Alter von 80 Jahren in einem Klimazustand, der 7 Grad Celsius über der Temperatur der vorindustriellen Zeit liege. «Das zeigt deutlich, dass wir jetzt entschieden handeln müssen, weil: die Hitze tötet uns!»
Martin Röösli, Professor für Umweltepidemiologie an der Universität Basel und Leiter einer Forschungsgruppe am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut, zeigte in seinem Referat den aktuellen Forschungsstand. So konnten er und sein Team mit einer Modellstudie belegen, dass die Klimaerhitzung im Jahr 2022 für 60 Prozent der Schweizer Hitzetoten verantwortlich ist. Auch nähmen die Notfallhospitalisationen in den Schweizer Kantonsspitälern deutlich zu, wenn die Temperatur auf über 34 Grad steige; die Fälle von Dehydration würden um das 7-fache ansteigen, so Röösli.
Hitzewelle haben aber nicht nur Auswirkungen auf die physische Gesundheit, auch die Psyche sei betroffen. So wisse man, dass Depressionen und bipolare Störungen bei Hitzestress zunehmen, sagte Manuel P. Stadtmann, Leiter des Kompetenzzentrums Psychische Gesundheit an der OST. «Wissenschaftlich ist das Thema noch nicht ausreichend erforscht. Aber wir gehen davon aus, dass Neurotransmitter, wie Noradrenalin, Dopamin und Serotonin, die an der Stimmungsregulierung beteiligt sind, auch für die Thermoregulation verantwortlich sind.» Dies würde erklären, weshalb «eine Untergruppe von Menschen mit sommerbedingten schweren Depressionen zu kämpfen hat». Auch Stephan Dettmers, Professor am ISAL Institut für Soziale Arbeit im Lebensverlauf, erläuterte an Beispielen, wie Hitzewellen die «bio-psycho-soziale Verschränkung» beeinflusst und soziale Ungleichheit verstärkt.
Die fünfte Klimakonferenz der OST – Ostschweizer Fachhochschule – zum dritten Mal in Zusammenarbeit mit dem St.Galler Amt für Wasser und Energie – beleuchtete aber nicht nur die Auswirkungen von Hitze auf die physische und psychische Gesundheit von älteren Personen, sie zeigte auch auf, wie Menschen insbesondere mit planerischen und gestalterischen Massnahmen vor Hitzebelastung geschützt werden können. Eine wichtige Grundlage sind auch hier Daten.
Sabrina Bigger vom St.Galler Amt für Gesundheitsvorsorge, stellte den Hitzeaktionsplan des Kantons St.Gallen vor, der als Präventionsmassnahme einen wichtigen Beitrag zum Schutz der menschlichen Gesundheit leistet.
Beat Louis vom Amt für Raumentwicklung und Geoinformation erläuterte, wie mit Hilfe von interaktiven Klimakarten die 75 St.Galler Gemeinden Massnahmen planen und umsetzen können. Am konkreten Beispiel des St.Galler Rheintals zeigte die aus Wien online zugeschaltete Geoinformatikerin Birgit Ortner (Rosinak&Partner ZT GmbH), wie eine Klimawandelanpassung im Agglomerationsraum aussehen könnte und welche offenen Fragen noch bestehen: «Im St.Galler Rheintal liegen etwa ein Viertel der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen auf einer Fläche mit einer ungünstigen bioklimatischen Situation oder grenzen an eine solche», sagte die Expertin an der Klimakonferenz.
Die beiden OST-Dozenten Clemens Mader (ISM Institut für Strategie und Marketing) und Tobias Baur (ILF Institut für Landschaft und Freiraum) berichteten in ihren Referaten, wie Lebensräume auf die Herausforderungen der Klimaerhitzung gestaltet werden können. Im Projekt «Sustain.Street.Lab» entwickle man urbane Strassenräume – ein gutes Beispiel dafür sei das Bach-Areal im Osten der Stadt St.Gallen, so Mader. Und Baur veranschaulichte, wie mit dem KI-basierten Planungstool «KlimUrbain» mehr «blau-grüne Infrastruktur» in Städte gebracht werden kann – weniger versiegelte Flächen, mehr Wasserspeicher, mehr Stadtbäume.
Zwei konkrete Projekte bildeten den Abschluss der fünften Klimakonferenz der OST. Landschaftsarchitekt Raphael Aeberhard (SKK Landschaftsarchitekten) und Anthropologin Elke Schimmel vom Verein für gender- und alltagsgerechtes Planen und Bauen (Lares) zeigten, wie die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung der Stadt Aarau in einem partizipativen Prozess ermittelt und in einen Klimaaktionsplan integriert wurden. Die daraus abgeleiteten Massnahmen werden im November der Aarauer Bevölkerung als Gegenvorschlag zur Stadtklima-Initiative zur Abstimmung vorgelegt. Es sind Massnahmen, die schnell umgesetzt werden können – Grünfläche, Schattenplätze, Bäume.
Ähnliche Massnahmen hat auch der Acherhof in den vergangenen Jahren umgesetzt, ein «Dorfquartier für Generationen» rund um das Alterszentrum in Schwyz. Nachdem viele Vorrednerinnen und Vorredner die Planung von klimagerechten Interventionen betonten, warnte Acherhof-Geschäftsführer Felix Lienert vor einem Zuviel an Planung: «Man kann nicht immer alles auf dem Reissbrett planen, oft kommt alles anders als es die Planer wollten». So habe man im Acherhof einen Pavillon gebaut, der kaum Beachtung finden. Die Menschen sitzen lieber unter einem Baum, der Schatten spendet, so der Betriebsökonom.
Die Klimakonferenz wird vom Klimacluster der OST organisiert. Die jährlich stattfindende Konferenz dient als Plattform für einen Dialog zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren der Gesellschaft und der angewandten Wissenschaft. Die fünfte Klimakonferenz wurde von Susanne Kytzia, Professorin am IBU Institut für Bau und Umwelt und Leiterin des Interdisziplinären Schwerpunkts «Climate and Energy», moderiert.
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Wir als OST entwickeln neue Technologien, untersuchen gesellschaftliche Auswirkungen, arbeiten an Klimastrategien im Bereich Mobilität und Gebäude, und sind in vielen weiteren Bereichen der Klima- und Energiethematik aktiv.
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