Raum & Wohnen
Kanton St.Gallen Amt für Wasser und Energie

16. Februar 2023

Mehr Grün und Blau statt Grau

Die Sommer werden immer heisser und damit auch die Städte. Was St.Gallen dagegen tun kann bzw. schon tut, ist das Thema der Vertiefungsarbeit von Giulia Breda, Grafikerin in Ausbildung bei Festland. Im Interview gibt sie Auskunft, warum ihr das Thema wichtig ist, welche fünf Massnahmen gegen die Hitze helfen und wie sie persönlich für Abkühlung sorgt.

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Christian Sidow
Texter bei Festland

Giulia, wie bist du auf dieses Thema gekommen?
Meine Vertiefungsarbeit im 4. Lehrjahr sollte sich um «Mensch und Zukunft» drehen. Und die grösste Herausforderung für die Zukunft der Menschheit ist sicher der Klimawandel. Die Thematik ist aber so gross, dass ich mich auf einen Teilbereich beschränkten musste: die Hitze in der Stadt.

Warum gerade dieser Aspekt?
Da ich in St.Gallen aufgewachsen bin und hier lebe, hat es einen persönlichen Bezug. Auch ich leide darunter, dass es im Sommer in der Stadt immer heisser wird. Ich wollte also wissen, was meine Heimatstadt aktuell dagegen unternimmt.

Was genau ist das Problem?
Die Stadt St. Gallen wächst von Jahr zu Jahr. Die Besiedelung wird dichter und somit wird der Platz immer knapper. Dadurch entstehen sogar zwei Probleme. Erstens wird durch stärkere Bebauung und ungeeignete Gebäudestellung die Windzirkulation von den Hügeln her stark eingeschränkt. Und zweitens nehmen versiegelte Flächen aus Beton und Asphalt stetig zu. Diese absorbieren die Sonnenstrahlen sehr stark und erwärmen dadurch wie Heizkörper die Luft.

Und was unternimmt nun die Stadt gegen die Hitze?
Die Gesundheit und das Wohlbefinden der St.Gallerinnen und St.Galler liegt der Stadt sehr am Herzen. Konkret werden Massnahmen in diesen fünf Handlungsfelder entwickelt: Gebäude und Infrastrukturen klimagerecht planen und bauen, Verwendung von Baumaterialien mit einem hohen Reflektionsgrad, Förderung von offenen und bewegten Wasserflächen, Erhaltung und Schaffung von Grünflächen und unversiegelten Flächen sowie die Begrünung von Gebäuden. Mit diesen Massnahmen kann der Anstieg der Sommertemperaturen zwar nicht verhindert werden, jedoch tragen sie dazu bei, die Hitze in der Stadt erträglicher zu machen.

Wo stehen wir im Verhältnis zu anderen Städten?
Die Stadt St.Gallen ist im Vergleich zu anderen Schweizer Städten auf einem sehr guten Weg, die Hitzeminderung voranzutreiben. Spitzenreiter in der Schweiz sind Zürich und Bern, die trotz dichter Bebauung viel Grün aufweisen. Am grünsten ist übrigens Lugano mit fast 70% Grünfläche pro km2. Im weltweiten Vergleich gehört die Schweiz aber sicher zu den grünsten Ländern.

Was tun Städte in anderen Ländern gegen die Hitze?
Da gibt es interessante Lösungen: In Mailand hat der italienische Architekt Stefano Boeri zwei Hochhäuser begrünt. Man nennt sie Bosco Verticale, übersetzt «senkrechter Wald». Die amerikanische Stadt Phoenix setzt vermehrt helle Strassenbeläge ein, um dem Hitzestau entgegenzuwirken. In der spanischen Stadt Sevilla werden einige Gassen der Altstadt mit weissen Sonnensegeln bedeckt. Diese schützen die Bewohner und Touristinnen und Touristen im Sommer vor direkter Sonneneinstrahlung.

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Ein Teil deiner Vertiefungsarbeit befasst sich mit deinen eigenen Ideen zur Verminderung der Hitze. Welche sind das?
Am Beispiel des Gallusplatzes habe ich gezeigt, mit welchen baulichen Massnahmen man den Ort im Sommer noch angenehmer machen kann. Es gibt hier bereits einen grossen Baum, der Schatten spendet. Darunter könnte man mehr Sitzgelegenheiten und grössere Grünflächen schaffen, um vor der heissen Mittagssonne zu fliehen. Ein zweiter Brunnen würde ebenfalls für Abkühlung sorgen und zudem das Stadtbild aufwerten, nicht nur für die Augen, sondern auch akustisch.

Um zu sehen, wie Giulia Breda den Gallusplatz optimieren würde, bewegen Sie den Schieber nach links und rechts:

Was hast du während der Vertiefungsarbeit gelernt?
Es gab tatsächlich Einiges, was mir vorher so nicht bewusst war. Zum Beispiel, wie effektiv Bäume bei der Hitzeminderung sind. Bäume erwärmen sich viel weniger als Beton oder Asphalt und tragen durch die Verdunstung von Wasser aktiv zur Senkung der Lufttemperatur bei. Ausserdem säubern sie die Luft und sind zudem wichtige Schattenspender.

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Durch meine Vertiefungsarbeit habe ich gesehen, was schon alles gegen die Folgen des Klimawandels gemacht wird und blicke nun etwas zuversichtlicher in die Zukunft.

Giulia Breda

Grafikerin in Ausbildung

Was ist dein Fazit?
Zusammenfassend könnte man sagen, die Stadt braucht «mehr Grün und Blau statt Grau». Mit mehr Grün ist die Vegetation gemeint, welche vermehrt bei Bauprojekten von Anfang an miteingeplant werden soll. So wie es das St.Galler Bau- und Umweltdepartement bei der Begrünung seiner Hauptfassade bereits macht. Mehr Blau steht für offene und bewegte Wasserflächen. Grau sind Beton und Asphalt, die beide viel Hitze speichern und abgeben.

Und was tust du persönlich, wenn es dir zu heiss wird?
Ich suche mir ein Schattenplätzchen mit möglichst viel Grün und einem Brunnen, an dem ich mich abkühlen kann. Und für mich als St.Gallerin darf natürlich auch ein kühles Schüga nicht fehlen.

Was kann ich tun?

  • Setzen Sie sich in Ihrem Quartier dafür ein, dass Grünflächen mit Bäumen erhalten oder neu angelegt werden.
  • Wenn Sie einen Garten besitzen, pflanzen Sie selbst einen Baum – oder zwei oder drei.
  • Mehr über die Planung, den Erhalt sowie den Schutz von Grünflächen in der Stadt erfahren Sie auf der Seite von Stadtgrün St.Gallen.
  • Informieren Sie sich hier zu den Themen Stadtklima und Hitzeminderung.

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