Dialog & Kooperation
Kanton St.Gallen Amt für Wasser und Energie

13. Juni 2025

Mehr Natur fürs Schulhaus

Das grosse Areal rund um das Schulhaus Grund in Abtwil bietet alles, was das Kinderherz begehrt. Am 8.Mai haben sich rund 20 Personen getroffen, um sich die Umgebungsgestaltung vor Ort anzusehen. Unter dem Titel «mehr Natur fürs Schulhaus» fand die Feierabend-Veranstaltung im Rahmen der Green Days statt.

Karin Inauen

Karin Inauen
Koordinatorin Nachhaltige Entwicklung, Kanton St.Gallen

Beim Eintreffen im Schulhaus ist immer noch einiges los auf dem Gelände. Wen wundert’s – die Umgebung lädt zu Spiel und Spass ein.
Anhand dieses guten Beispiels wollen wir an diesem Abend etwas erfahren über die Themen Biodiversität und Anpassung an den Klimawandel im Aussenraum. Guido Rüber, Leiter Liegenschaften der Gemeinde Gaiserwald, und Peter Wechsler von Winkler Richard Naturgärten führen uns über das Gelände und erzählen immer wieder von ihren Überlegungen und der Vorgehensweise bei der Gestaltung. Ebenfalls dabei ist Marcel Häberli, seines Zeichens Hauswart der Schulanlage und damit wichtigste Person bei der Umsetzung der ganzen Ideen. Er gibt immer wieder Einblicke in die tagtäglich anfallenden Arbeiten.

Die Feierabend-Veranstaltung fand im Rahmen der Umsetzung der Strategie zur Anpassung an den Klimawandel im Kanton St.Gallen statt. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Gaiserwald und den Verantwortlichen von Energiestadt organisiert. Der Kanton bietet zur Unterstützung von Gemeinden eine Vorgehensberatung zum Thema Anpassung an den Klimawandel an.

Es braucht ein Gesamtkonzept

Als erstes hält Guido Rüber fest, dass es enorm wichtig ist, dass ein Gesamtkonzept vorliegt – man muss also wissen, wo soll es hingehen. Darauf aufbauend kann dann in Etappen die Umsetzung starten. Mit der Vision im Kopf, kann an den verschiedenen Ecken und Enden geschraubt bzw. bepflanzt werden.
Peter Wechsler beginnt seine Ausführungen mit dem Thema Hitze und Klima. Das war der Ausgangspunkt für die Überlegungen. Damit der Aussenraum als erweitertes Schulzimmer genutzt werden kann, braucht es Schatten. Denn bei über 30°C auf einem versiegelten Platz hält man es nicht lange aus.

Green Days Fahne
Einführung
Pläne anschauen
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Peter Wechsler von Winkler Richard Naturgärten zeigt uns die Schulhausumgebung aus Sicht des Naturgärtners.

Es grünt so grün…

Direkt vor dem neuen Schulhausgebäude liegt eine Wiese, welche mit einer Auswahl von einheimischen Bäumen bepflanzt wurde. Unter der Wiese liegen die Erdsonden, daher mussten sie schauen, wo genau sie die Bäume pflanzen können, erklärt Guido Rüber. Peter Wechsler macht uns auf die Baumscheiben aufmerksam, welche etwas länger gewachsen sind und nicht abgemäht wurden. Früher hätte es deswegen wohl Beschwerden gegeben – glücklicherweise ist es heutzutage nicht mehr so. Wenn man über das Schulgelände geht, fällt auf, dass es immer wieder kleine Biodiversitäts-Hotspots gibt. Überall wo es geht blüht und wächst etwas. Marcel Häberli erklärt, dass er beim Mähen immer wieder kleine Inseln stehen lässt um Lebensräume für die verschiedenen Tiere und Pflanzen zu erhalten. Aber die Kinder dürfen hier auch Spielen und die Wiese nutzen. Am Rand des Schulgeländes treffen wir dann auf einen Platz der exklusiv für die Biodiversität reserviert ist. Hier gibt es Asthaufen, alte Baumstrünke und verschiedene Strukturen, welche den unterschiedlichsten Lebewesen Platz bieten. Auf einer Tafel wird kindgerecht erklärt wie wertvoll diese Fläche ist und wieso die Tiere und Pflanzen nicht gestört werden sollen.

überall etwas gruen
überall etwas begrünt
etwas stehen lassen
Blick über Schulgelände
Biodiversitätsfläche
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Asthaufen
Anbau
Biodiversitätsfläche Erklärung für Kinder

Spielplatz ist nicht gleich Spielplatz

Apropos Spielplatz: Davon gibt es zwei auf dem Schulgelände. Einen «klassischen» mit den bekannten Spielgeräten und einen naturnah gestalteten. Dieser Spielplatz wurde vor Ort aufgebaut und an die vorhandenen Verhältnisse angepasst – so konnte z.B. die bestehende Hütte integriert werden. Der nicht genormte Spielplatz musste allerdings abgenommen werden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Was sich den Kindern nun bietet, ist ein bunter, vielfältiger und anregender Spielplatz inkl. einem grossen Sandkasten mit Wasseranschluss. Gemäss den Referierenden ist dies der Lieblingsspielplatz der Kinder. Gemäss dem Hauswart Marcel Häberli gibt es zwar schon etwas mehr Dreck in den Schulzimmern bzw. auf dem Weg dahin, dafür sind die Kinder aber glücklich. Peter Wechsler möchte noch aus Naturgärtner-Sicht betonen, dass die meisten «klassischen» Spielplätze sehr uninspirierte Orte sind, die schnell langweilig werden. Für Kinder seien alle Naturmaterialien wie Erde, Wasser, Holz, Sand, Steine und Pflanzen viel spannender. Diese Materialien fehlen aber meistens auf den standardisierten Spielplätzen.

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Guido Rüber, Leiter Liegenschaften der Gemeinde Gaiserwald, erklärt die Ideen hinter dem neuen Spielplatz.

Spielplatz
liebster Spielplatz
Führung Spielplatz

Wünsche vs. Realität

Die Gestaltung und Umsetzung einer solchen Umgebung ist immer ein Abwägen. Da sind die Wünsche der Kinder, diejenigen der Schule, die Bevölkerung und die Gemeinde, welche mitreden, sowie die Gartenbaufirma und der Hauswart. Wirtschaftliche Überlegungen stehen diesen vielen Wünschen und Ansprüchen gegenüber. Was ist überhaupt alles möglich? Und wie soll überhaupt der Hauswart alle diese Flächen in der gleichen Zeit pflegen? Gemäss den Referierenden wird die Arbeitszeit des Hauswarts anders verteilt – statt wöchentlich zu mähen, wird in dieser Zeit an anderen Orten gepflegt und gewerkt. In den ersten Jahren ist es ausserdem wichtig, dass der Hauswart Unterstützung durch den Naturgärtner erhält. Peter Wechsler ist alle paar Wochen vor Ort und tauscht sich mit Marcel Häberli aus.

Hauswart

Marcel Häberli, Hauswart, erklärt wie er die Umgebung pflegt.

36°C und es wird noch heisser

Bevor am Apéro die Diskussionen und Gespräche weitergeführt werden, machen wir noch einen letzten Stopp auf dem versiegelten Vorplatz der Schule. Darunter befindet sich der Durchgang zwischen Schulhaus und Turnhalle. Leider wurde es verpasst hier einen Bodenaufbau zu machen – so zeigt sich der Platz momentan als Hitzehotspot. Erste Überlegungen laufen, ob der Platz zum Beispiel mit Hochbeeten aufgewertet werden könnte. Hier spricht Guido Rüber auch noch das Thema sommerlichen Wärmeschutz an. Als Energiestadt wollen sie möglichst vermeiden, dass aktiv gekühlt wird. Da es aber in den Schulzimmern so heiss wurde, dass die Eltern der Kinder ein eigenes Kühlgerät vorbeibrachten, musste eine Lösung her. Diese sah wie folgt aus: Die vorhandenen Wärmepumpen konnten so umgebaut werden, dass sich nun mit ihnen auch kühlen lässt. Die Radiatoren wurden durch Konvektoren ersetzt – und das Klima in den Schulräumen ist mittlerweile wieder gut. So können die Schulkinder in Abtwil sowohl in den Schulräumen, als auch auf dem Pausenplatz in einem guten Klima lernen und spielen.

betonierter Schulhausplatz
Apéro
Apéro Diskussionen

Was kann ich tun?

Als Gemeinde:

  • Erarbeiten Sie ein Gesamtkonzept für die Umgebung ihrer kommunalen Gebäude und gehen Sie dann etappenweise vor.
  • Nutzen Sie die Vorgehensberatung des Kantons!

Als Privatperson und Gemeinde:

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