24. Juni 2024
Nachhaltigkeit beim OpenAir St.Gallen: Ein Vorbild für Festivals
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Es ist ein kalter Freitag, der 21. Februar 2025. Drei Jahre nach der grossen Reise nach Island ist das Elektroauto, auch Stromer genannt, wieder vollgepackt mit warmen Sachen. Markus, der Vater, und Michelle, die Tochter, wollen in den hohen Norden bis ins finnische Lappland, um Nordlichter zu beobachten.
Dieses Mal beginnen wir die Reise gemeinsam. Markus holt mich am Freitagmorgen ab und wir füllen den letzten Platz im Stromer mit meinem Gepäck. Da uns im hohen Norden Minusgrade erwarten, haben wir auf ein Zelt verzichtet und dafür viel warme Kleidung eingepackt. Die Reise durch Deutschland orientiert sich an den Schnellladestation und wir erreichen am Samstagabend problemlos Hirtshals in Dänemark. Von dort aus startet am nächsten Morgen die Fähre, welche wir mit gefühlt allen dänischen Familien auf dem Weg in die Skiferien teilen. Verglichen zur dreitägigen Fähre nach Island ist die vierstündige Fahrt nach Larvik in Norwegen jedoch sehr kurzweilig.
Norwegen begrüsst uns mit ein wenig Sonnenschein, bevor das Wetter umschlägt. Im Regen machen wir uns auf den Weg nach Lillehammer. Die Reise führt uns weiter nach Oppdal zu den Moschus-Ochsen im Dovrefjell Nationalpark. Im strahlenden Sonnenschein wandern wir mit Erlund, unserem Guide, und Schneeschuhen durch die karge winterliche Tundra und können tatsächlich die majestätischen Tiere in Feldstecherdistanz beobachten. Ein eindrückliches Erlebnis für den Fotografen und die Biologin! Moschus-Ochsen waren ursprünglich einheimisch in Norwegen, sind jedoch während der letzten Eiszeit ausgestorben, und wurden nun im Nationalpark wieder angesiedelt. Da die Tiere im Gegensatz zu Schafen keine wasserdichte Wolle haben, brauchen sie das trockene Klima dieser Hochebenen. Wir reisen weiter nach Trondheim und wählen von dort den Küstenweg «Kystriksveien», welcher immer wieder durch Fährfahrten unterbrochen wird. Es sind zu dieser Jahreszeit nur wenige Autos und Traktoren unterwegs, weshalb wir immer einen Platz auf den zum Teil elektrisch angetriebenen Fähren finden. Das Wetter bleibt regnerisch und stürmisch, dies unterstreicht jedoch nur die wilde Schönheit der Fjorde. Da Nebensaison ist, haben wir freie Wahl bei den Unterkünften. Wir übernachten in archetektonischen Kunstwerken auf Hügeln, kunstvoll eingerichteten Landhäusern und alten Fischerhütten. Die Gastgebenden nehmen uns herzlich auf und es entwickeln sich spannende Gespräche.
Am zehnten Tag unserer Reise überqueren wir den Polarkreis und nun beginnen die verschneiten Landschaften und schneebedeckten Strassen. Wir sind selbstverständlich mit Winterpneus und zum Teil sogar Schneeketten unterwegs, das Fahren auf diesen Strassen darf allerdings auf keinen Fall unterschätzt werden! Durch die wechselhaften Bedingungen kann sich auf der Strasse schnell Glatteis bilden, die Pneus der Ansässigen sind darum alle zusätzlich mit Spikes versehen. Ich überlasse das Fahren von nun an meistens Markus, da er doch einige Jahre mehr an Erfahrung auszuweisen hat. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – den schwierigen Bedingungen bleibt unsere Reise eindrücklich. Das Netz der Ladestationen in Norden ist hervorragend, auch wenn die Ladestationen im Schnee nicht immer einfach zu finden sind.
Im tiefsten Schneegestöber passieren wir Narvik, unsere letzte Station in Norwegen, und fahren über die Grenze nach Schweden.
Nach einer Übernachtung in Schweden, wo unser mitgebrachter Racletteofen inklusive Käse wieder zum Einsatz kam, überqueren wir die Grenze zu Finnland. Nach zwölf Tagen und hunderten an Fahrkilometer haben wir unser Ziel, das finnische Lappland erreicht. Die Sonne steht den ganzen Tag über tief am Horizont und taucht die ewigen Nadelwälder in ein goldiges Licht. Zwischendurch sehen wir komplett zugefrorene Seen an uns vorbeiziehen, welche unberührt vor sich her glitzern. Nach einigen Stunden langsamer Fahrt erreichen wir Enontekiö, wo wir zur Erholung etwas länger bleiben. Zuerst allerdings erst mal Aufregung, da unsere App starke Nordlichter in der Nacht vorhersagt. Wir packen uns warm ein – das Wichtigste sind warme Schuhe und eine Thermosflasche mit Tee – da die Temperatur zwischen -15 bis -20°C liegt, packen Schneeschuhe ins Auto und fahren zu einem unberührten See. Kaum sind wir einige Meter auf den See rausspaziert und hat Markus seine Kamera richtig eingestellt, beginnt das atemberaubende Farbenspiel der tanzenden Nordlichter. Leuchtend grüne und rote Vorhänge ziehen über uns am Himmel vorbei und tanzen spielerisch um den Mond. Ein eindrückliches und emotionales Erlebnis, dass wir beide nicht vergessen werden.
Die restliche Zeit geniessen wir das vielseitige Angebot im finnischen Lappland: Michelle geht auf gefrorenen Seen langlaufen, Markus macht Schneeschuhtouren und fotografiert verschneite Wälder, wir fahren unseren eigenen Huskyschlitten und geniessen wärmende Lachssuppen. Die letzten Tage vor meiner Rückreise verbringen wir in einer kleinen Blockhütte am Fluss mit eigener Sauna und lassen nochmals alle Erlebnisse und Eindrücke an uns vorbeiziehen. Nach 18 Tagen ist die Reise leider für mich zu Ende und Markus bringt mich zum Flughafen in Rovaniemi. Danach verbringt er ein paar Tage im Riisitunturi-Nationalpark, die tief verschneiten Fichten und Kiefern verwandeln die Landschaft in ein atemberaubendes Wintermärchen.
Die Fahrt von Kuusamo bis Helsinki muss Markus allein organisieren. Stundenlang fährt er an gefrorenen Seen, verschneiten Wäldern und kleinen Dörfern vorbei. Es ist wie meditieren und Glücksgefühle machen sich breit. Man möchte, dass die Fahrt nie endet. In Helsinki geniesst er zwei Tage die Zivilisation und das schöne Wetter, danach geht es zurück mit der Fähre nach Travemünde. Nach 25 Reisetagen kommt auch Markus erholt und mit unvergesslichen Erinnerungen im Gepäck zurück in der Schweiz an.
Die Bilanz unseres Abenteuers: ca. 6500 Fahrkilometer, 1430 kWh Stromverbrauch (entspricht ca. 450 l Benzin), 550 CHF Energiekosten. Ladestationen sind in Norwegen, Schweden und Finnland in erreichbaren Distanzen aufzufinden und sollte das Freischalten nicht funktionieren, haben uns Ansässige schnell geholfen. Die Batterie und das Fahrzeug haben die kalten Temperaturen gut vertragen. Das Planen der Distanzen und den benötigten Ladestationen ist keine grosse Herausforderung. Auch im Winter sind lange Reisen mit dem Elektroauto problemlos möglich!
Weitere Fotos unter www.mw-photo.ch
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Ladepunkt und Routenplaner:
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