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Stefan Grötzinger war von 2014 bis 2023 Energiebeauftragter und seit 2022 Leiter der neuen Fachstelle Energie der Stadt Wil. In dieser Zeit hat sich viel getan in der drittgrössten Stadt des Kanton St.Gallen. Die Stadt Wil ist heute Energiestadt Gold, Modellstadt für nachhaltige Mobilität, Smart City und bereit für die Netto Null Ziele 2030/2050, dank dem Programm «kommunaler Klimaschutz». Zum 1. April übernimmt Dunja Dux die Nachfolge.
Im Interview habe ich Stefan Grötzinger nach den letzten neun Jahren, seinen grössten Erfolgen und Herausforderungen gefragt. Schnell wird klar, dass sich der leidenschaftliche Mobilitäts- und Energieexperte nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in seiner Freizeit für die Zielerreichung von Netto Null 2050 einsetzt und vor Ideen und Tatendrang sprüht. Das wirkt sich nicht nur vor Ort in Wil aus, sondern erzeugt auch über die Stadt- und Kantonsgrenze hinweg Aufmerksamkeit.
Die Technischen Betriebe Wil (TBW) von oben.
Stefan, du hast knapp neun Jahre lang die Geschicke Wils als Energiebeauftragter geleitet. Wenn du auf die vergangenen Jahre zurückschaust, was hat sich verändert?
Als ich 2014 begonnen habe, sind Energiethemen und die Energiestadt Zertifizierung eher Randthemen gewesen und die Mittel beschränkt. Heute ist die Ausgangslage anders: das Wiler Parlament hat 2019 den Klimanotstand ausgerufen, 2020 unterzeichnete der Stadtrat als Pionierstadt die Energie- und Klimacharta, das Wiler Volk wählte im selben Jahr einen fast komplett neuen Gesamtstadtrat und das Parlament erklärte 2022 das Programm «kommunaler Klimaschutz» als behördenverbindlich. Nach der Ausrufung des Klimanotstands war die Haltung im Parlament: wenn wir A sagen, müssen wir auch B sagen. So gesehen haben es die Geschäfte im Bereich Energie- und Klimaschutz heute etwas einfacher als noch im Jahr 2014.
Viel hat sich auch durch die Strategien und Konzepte geändert, die ich aufgleisen konnte. Das ist zum einen das Energiekonzept von 2017, zum anderen die Smart City Rahmenstrategie von 2019, das Umsetzungskonzept MONAMO Modellstadt für nachhaltige Mobilität 2021, und das kommunale Klimaschutzprogramm aus dem Jahr 2022. Die Zusammenarbeit mit dem Kanton St.Gallen im Bereich des Energie-Blogs ist ein zusätzlicher Booster gewesen. Seit 2022 ist Wil auch zum ersten Mal seit 1998 mit der europäischen Auszeichnung «Energiestadt Gold» zertifiziert.
Was ist dein Beitrag für den Klimaschutz?
Ich war nie Eigentümer eines Autos. Wenn ich dann doch mal eins benötige nutze ich Sharing-Angebote mit Elektro-Autos. Durch das Mobility Carsharing ist das in Wil auch als Dienstfahrzeug möglich. Ansonsten lege ich mein Strecken mit dem Velo oder ÖV zurück. Dafür habe ich auch ein Abo von PubliBike, das ich sowohl für Dienstwege als auch privat in der ganzen Schweiz nutzen kann. Mit einem kleinen Biogarten auf der Terrasse versuche ich einen Beitrag zur Biodiversität im urbanen Raum beizutragen – dazu gehören auch zwei Taubenschwänzchen die sich dort angesiedelt haben!
Was war die grösste Challenge in den letzten neun Jahren für dich?
In den neun Jahren wurde fast die gesamte Regierung in Wil neu besetzt. Das hiess, alle Stadträtinnen und Stadträte wieder mit ins Boot zu holen für unsere Vorhaben im Bereich Energie, Klima und Mobilität. Eine weitere Challenge war sicher die Herausforderung einer angestrebten Inklusion, die die Digitalisierung mit sich bringt. Wir sehen in Wil die Digitalisierung als Chance für den Klimaschutz und haben dazu Pensionisten unsere digitalen Dienstleistungen vor Ort erklärt. Zudem war der erste direkte Klimadialog mit den WilerInnen ebenfalls eine Challenge, weil wir nicht wussten, wie er angenommen wird. Der Klimadialog verlief positiv und brachte zudem eine Klimaheldin hervor!
Eine ganz persönliche Challenge war für mich auch mein Bestreben die interne Zielgruppe, die städtischen Mitarbeitenden mitzunehmen auf diese Reise zu Netto Null 2050. Im Rahmen dessen haben wir zum Beispiel einen Workshop durchgeführt mit 90 Kadermitarbeitenden.
Was ist dein grösster Erfolg?
Weil ich ursprünglich aus dem Mobilitätsbereich komme, war die gemeinsame Umsetzung mit intrinsisch motivierten Partnern von national einzigartigen Projekten im Rahmen der Modellstadt für nachhaltige Mobilität mit der Unterstützung vom Bundesamt für Energie, mein grösster Erfolg sowie verbunden mit dem höchsten Spassfaktor. Diese «Wiler Perlen» wurden immer wieder auch im Energie-Blog wunderbar in der Rubrik «Mobilität & Verkehr» dokumentiert. Gemeinsam mit der Regierungsrätin Susanne Hartmann durfte ich zudem als Höhepunkt unsere Wiler Modellstadt für nachhaltige Mobilität dem Schweizer Schulfernsehen vorstellen und einen Input bei der Sendung «Dominik unter Strom» beisteuern. Bereits 2020 berichtete der bayrische Rundfunk BR über die innovativen Ansätze aus der Stadt Wil.
Zudem war die Sensibilisierung der Jugend, der Schülerinnen und Schüler mein Anliegen, das ich am längsten vorangetrieben habe. Als ich 2014 angefangen habe, fand dort seit Jahren das Wiler Spielfest mit 3000 Besucherinnen und Besuchern statt. Ich wollte den Anlass nutzen und gross und klein, Kinder und Erwachsene spielerisch für Energie-Themen begeistern. Die Organisatoren des Spielfests zeigten sich der Idee aufgeschlossen und so begann alles mit einer Energie-Trophy im Eingangsbereich des Spielfests. Dort konnten die Besuchenden dann unter anderem ihren eigenen Energiebedarf bestimmen und Erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität spielerisch erfahren. Über die Jahre wurde das Konzept «Spiel Energie», das immer den Spielspass in den Vordergrund stellt und beiläufig die Energie-Themen thematisiert auch national bekannt. Mittlerweile bestehen enge Kooperationen mit Wiler Schulen und die kostenlosen Bildungsangebote werden rege genutzt. Das ist ein schöner Erfolg, der auch weiterlebt.
Ein weiterer Erfolg war die Einführung der E-Cargobike-Förderung im Jahr 2019 über den Energiefond. Mittlerweile fahren mehrere Hauswarte, Wiler Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen mit über 40 E-Cargobikes in Wil herum, die das Stadtbild prägen. In der Folge entstanden dazu neue Dienstleistungen wie der Veloheimlieferdienst viavelo-wil und der der Veloabholdienst «easybag». Wir haben heute zudem die höchste E-Cargobikedichte pro Kopf in der ganzen Schweiz und revolutionieren mit Cargo-Anhängern den innerstädtische Lieferverkehr!
Was wünschst du dir für den Kanton St.Gallen im Jahr 2023 und darüber hinaus?
Dass gemäss der Smart City Philosophie die Silos eingerissen werden und dass man pragmatisch zusammenarbeitet für das gemeinsame Ziel Netto-Null. Die Spurgruppe «integrale Arealentwicklung» ist hierfür ein tolles Beispiel. Und ein weiterer Wunsch wäre, dass der Kanton Pumptracks kauft und den Gemeinden zur Verfügung stellt. In Wil haben wir das 2018 gemacht und es ist seither ein toller Erfolg. So können die Themen nachhaltige Mobilität und Energie auf spielerische Art und Weise in die Gemeinden gebracht werden und insbesondere die jüngere Generation einbezogen werden.
Zu guter Letzt wünsche ich meiner Nachfolgerin Dunja Dux als neue Leiterin der Fachstelle Energie nur das Beste, Mut und viel Freude an den kommenden Herausforderungen zur Erreichung der Netto Null Ziele in der Stadt Wil.
Vielen Dank Stefan, für deine Zeit, die abwechslungsreichen Einblicke und natürlich dein Engagement. Wir wünschen dir einen guten Start bei deinen neuen Aufgaben im Bereich der Entwicklung nationaler Energielösungen, unter anderem für Städte und Gemeinden und freuen uns auf eine weitere tolle Zusammenarbeit mit Dunja als neue Leiterin der Fachstelle Energie in Wil.
Dunja Dux übernimmt zum 1. April die Stelle als Leiterin der Fachstelle Energie der Stadt Wil von ihrem Vorgänger Stefan Grötzinger.
Was kann ich tun?
Kanton St.Gallen Amt für Wasser und Energie
Das Amt für Wasser und Energie setzt sich ein für sichere und intakte Gewässer, für den Schutz vor Hochwasser und Naturgefahren, für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Flüsse, Bäche, Seen und des Grundwassers, für eine rationelle und effiziente Verwendung der Energie und für den Schutz des Klimas.
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