26. Januar 2023
Von der Gasheizung zur Erdsonden-Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus
Beim Ausbruch des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 entschieden sich die beiden Hauseigentümer des Mehrfamilienhauses in St.Gallen die erst 6 Jahre alte Gasheizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen und eine Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher installieren zu lassen. Ende August 2022 wurde die Wärmepumpe dann in Betrieb genommen. Im folgenden Interview schildert Heinz Graf die Erfahrungen und Erkenntnisse mit der Wärmepumpe.
Was hat Sie bewogen, die erst 6 Jahre alte Gasheizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen?
Grundsätzlich waren es ökologische Aspekte. Am 24. Februar 2022 griff Russland die Ukraine an. Plötzlich stand in Europa die Versorgung mit russischem Gas in Frage. Unabhängig von der Verfügbarkeit von Gas wollte ich keinen m3 Gas mehr aus Russland beziehen und verheizen.
Welchen Typ Wärmepumpe haben Sie ausgewählt?
Wir entschieden uns aus physikalischen Gründen für eine Sole-Wasser Wärmepumpe.
Diese Investition ist unser Beitrag für eine nachhaltige Energieversorgung und hilft uns, unseren Nachkommen und der Natur.
Heinz Graf
Hauseigentümer in St.Gallen
Haben Sie an einer Impulsberatung teilgenommen und profitierten Sie vom BFE-Programm «erneuerbar heizen»?
Ich finde diese Programme gut und nützlich. Am besten fährt man, wenn man sich aber auf sein eigenes Wissen verlassen kann.
Konnte die neue Heizung mit einer kleineren Leistung dimensioniert werden?
Wir haben mit einem Gebäudetechnikunternehmen aus St.Gallen gearbeitet, welches seit Jahrzehnten solche Anlagen plant, installiert und betreibt. Auf diese Erfahrung haben wir uns verlassen. Da eine Wärmepumpe kein Perpetuum Mobile ist und für den Betrieb Strom benötigt, der zunehmend auch nicht in beliebiger Menge zur Verfügung steht, haben wir uns zusätzlich für eine Solaranlage entschieden. Diese befindet sich nun seit Ende 2022 auf dem Flachdach unserer Liegenschaft mit 5 Wohnungen und hat eine Leistung von 33 kWp. Mit einer Modulfläche von insgesamt 160 m2 erzielen wir eine Jahresproduktion von rund 31’000 kWh.
Wie sind die ersten Erfahrungen nach einem halben Betriebsjahr?
Die Anlage wurde 4 Monate nach Auftragserteilung in Betrieb genommen. Wir stellen fest, dass es insbesondere im ersten Jahr nach der Inbetriebnahme sinnvoll ist, die Anlage zu allen Jahreszeiten gemeinsam mit dem Anlagenbauer weiter zu optimieren. Dies zahlt sich während der Lebensdauer mehrfach aus.
Mit unserer Wärmepumpe leisten wir einen Beitrag zur Einsparung von CO2-Emissionen. Wir sind nun völlig unabhängig von der Gas-Verfügbarkeit.
Hans-Ulrich Gysi
Hauseigentümer in St.Gallen
Erfreulicherweise setzen Sie das Monitoring-System «WP-Cockpit» ein.
Das stimmt, mein Appell ist daher: Besitzer von Wärmepumpen sowie Bauherren, welche sich die Installation einer (teuren) Wärmepumpe überlegen, sollten unbedingt auf das Thema «Stromverbrauch der Wärmepumpe» sensibilisiert werden. Mit dem «WP-Cockpit» steht ein einfaches, benutzerfreundliches Monitoringsystem für den Betrieb einer Wärmepumpe zur Verfügung. Dadurch haben wir den Anlagenbetrieb und deren Betriebskosten unter Kontrolle. Ausserdem wird das Wärme- und Strom-Messsystem mit dem WP-Cockpit mit 1’500 CHF im Kanton St.Gallen gefördert.
Würden Sie diesen Wechsel weg von der fossilen Heizung zur Wärmepumpe weiterempfehlen?
Ja, unbedingt und dringender denn je!
Was kann ich tun?
- Informieren Sie sich über die unterschiedlichen Möglichkeiten erneuerbarer Heizsysteme.
- Informieren Sie sich über Wärmepumpen und das WP-Cockpit.
- Nutzen Sie das Angebot der Energieagentur St.Gallen und nehmen Sie eine Impulsberatung zu Ihren Anliegen wahr.

Energieagentur St.Gallen
Wir fördern erneuerbare Energien und schaffen Netzwerke.
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