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Speziell Wohnbauten aus den 50er Jahren haben ganz besondere Qualitäten. Das hat Architekt Pascal Müller beim Mehrfamilienhaus an der Felsenstrasse 84 in St.Gallen motiviert, eine nachhaltige Erneuerung mit zusätzlicher Wohnfläche zu realisieren. Entstanden ist eine überzeugende Erneuerung im Einklang von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft.
Das dreigeschossige Gebäude an der Felsenstrasse 84 in St.Gallen wurde 1948 gebaut. Mit zwei Wohnungen im Regelgeschoss und der, für diese Zeit typischen, kaum wärmegedämmten Aussenhülle. Auch typisch für diese Zeit ist der bescheidene Einsatz von Baumaterialien. Das Gebäude liegt in einem Gebiet mit Ortsbildschutz. Die sorgsame Weiterentwicklung der Ortsbilder trägt zur Qualität unserer gebauten Umwelt bei und stellt Anforderungen an die einzelnen Bauten. Die Lage im Zentrum der Stadt St.Gallen und nahe des Bahnhofs erfüllt die Kriterien eines 15 Minuten Quartiers. Tägliche Besorgungen können zu Fuss in 15 Minuten erreicht werden.
Nach Innen verdichten und mehr Wohnraum schaffen ist an diesem Ort wichtig und logisch. Mit dem begrenzt verfügbaren Bauland und den verbauten Materialien soll haushälterisch umgegangen werden. Der typische Bau aus den 50er Jahren bietet viel Potenzial für eine Erneuerung. Häufig folgt bei solchen Bauten ein Ersatzneubau. Architekt Pascal Müller aus St.Gallen hat konsequent nach einer anderen Lösung gesucht. Mit fachgerechten Analysen, Fachexpertise und Wertschätzung für die Baukultur hat er eine vorbildliche Lösung gefunden, die Freude macht. Die Variante Ersatzneubau war schnell vergessen.
Diese Bauten weisen eine hohe Nutzungsflexibilität auf und können mit gezielten Eingriffen auf den heutigen Stand ertüchtigt werden – ohne kompletten Rückbau
Pascal Müller
Architekt
Gemäss dem Zonenplan kann auf der Parzelle ein Geschoss höher als das bestehende Gebäude gebaut werden. Im Vergleich der Höhen und Volumen lassen das die Nachbarbauten auch zu. Das Gebäude liegt an einem Hang und hat daher einen zweigeschossigen Sockel. Darüber finden sich zwei Regelgeschosse und ein ausgebautes Dachgeschoss. Der funktional aufgeteilte Zweispänner, das sind zwei Wohnungen pro Geschoss, zeichnet sich durch eine einfache Grundstruktur aus. Das Erdgeschoss, das ist das obere Geschoss im Gebäudesockel, wurde 2010 umgebaut. Die vor rund sieben Jahren ersetzten Fenster sind in gutem Zustand.
Schnell war klar, welche Eingriffe sich für dieses Wohnhaus anbieten: eine Aufstockung, den Ausbau des unteren Sockelgeschosses und eine Anpassung der Grundrisse. Diese Eingriffe verursachen wenig Graue Energie. Die Graue Energie ist der Anteil fossiler Energie für die Produktion der Baumaterialien, die Transporte, das Bauen und den Rückbau mit der Wiederverwertung.
Die Merkmale des Gebäudes aus den 50er Jahren sind der markante zweigeschossige Sockel, die Lochfassade mit Aussenräumen sowie das Steildach mit kleinen Gauben. Diese wurden in das Konzept der neuen Grundrisse und in die Fassadengestaltung aufgenommen. Zusammen mit den feinen Elementen wie den herkömmlichen Fensterläden und den Fensterbänken in Beton.
Vergleiche das ursprüngliche und das erneuerte Gebäude
Heute sind kleine Wohnungen gefragt. Neu hat das Regelgeschoss drei Wohnungen anstatt wie bisher zwei. Das untere Sockelgeschoss wurde zu Wohnraum ausgebaut und das zusätzliche Geschoss schafft weiteren Wohnraum. Die innerstädtische Verdichtung kann vorbildlich realisiert werden. Entstanden ist ein Mix von 1.5 bis 4.5 Zimmerwohnungen. Jede dieser Wohnungen hat ihren eigenen Aussenraum. Insgesamt sind fünfzehn Wohnungen entstanden, früher waren es acht. Ab dem Sommer 2024 sind sie bewohnt.
Die Gebäudestruktur konnte weitgehend erhalten werden. Das ist die beste Ausgangslage für einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen und reduziert zudem die Baukosten.
Die Wärmdämmung der erneuerten Gebäudehülle entspricht dem Standard eines Neubaus. Die bestehenden Fenster konnten weitgehend erhalten werden. Die neuen Fenster wurden auf die Erscheinung der bestehenden abgestimmt. Geheizt wird mit erneuerbarer Energie, konkret mit einer Wärmepumpe. Eine im Steildach integrierte Photovoltaikanlage liefert Strom, auch für die Wärmepumpe.
Dem Architekten Pascal Müller ist die Baukultur wichtig. Durch das zusätzliche Geschoss gewann das Gebäude an Vertikalität. Die Gauben, welche neu bis an die Fassade treten, stärken diese Vertikalität. Die feinen Geländer der Aussenräume vermittelt zwischen der vergangenen und heutigen Architektur. Die beiden Photovoltaikanlagen fügen sich in die Dachlandschaft ein. Das Ziegeldach prägt die Architektur und wird als stimmige Fläche wahrgenommen. Neue Wildhecken bilden ein wichtiges Element der Freiraumgestaltung. Sie nützen der Biodiversität und schaffen eine angenehme Privatheit für die Bewohnenden. Auch die Mauersegler haben ihre Nistplätze wieder.
Fazit: Mit gezielten und aufeinander abgestimmten Eingriffen, lassen sich Bauten aus den 50er Jahren nachhaltig erneuern. Das zeichnet sich durch den sorgfältigen Umgang mit den Ressourcen, den moderaten Baukosten und der architektonischen Qualität aus. Es ist Pascal Müller vorbildlich gelungen, eine Erneuerung im Einklang von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft zu realisieren. Er sagt: „Mit nachhaltigen Erneuerung in der Art der Felsenstasse 84 in St.Gallen entsteht eine neue Baukultur mit zukunftsfähigem Wohnangebot. Baukultur, Energieeffizienz und einen sorgfältigen Umgang mit Ressourcen sind keine Widersprüche.“
Was kann ich tun?
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Pascal Müller Architekt
Wir entwickeln Konzepte, welche über den Ort, die Umgebung und die Funktion erarbeitet werden und setzen uns für nachhaltige Lösungen ein.
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