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Mark arbeitet als Projektleiter Strategien im Tiefbauamt. Er ist in den Niederlanden aufgewachsen, und ist an der ETH Zürich Dozent der Vorlesung «Fuss- und Veloverkehr».
Mark, wie steht es mit dem Veloverkehr in der Schweiz?
Gar nicht schlecht! Die Schweiz ist gegenüber anderen Länder mit einem Rückstand gestartet, da hier die Veloplanung erst spät angegangen wurde. Aber unter anderem Dank den Agglomerationsprogrammen und den Vorreiterrollen einiger Städte holt man nun rasch auf. Die Stadt Bern ist ein gutes Beispiel – hier wurde in den vergangenen Jahren viel für das Velo gemacht und gebaut. Es lohnt sich sehr, dort mal ein Publibike auszuleihen, und eine Runde durch die verschiedenen Quartiere zu fahren.
Du bist in den Niederlanden aufgewachsen. Was sind die grössten Differenzen zwischen Velofahren hier und in Holland?
Die Cliché-Antwort wäre, dass in den Niederlanden keine Berge sind, und deshalb das Velofahren einfacher oder attraktiver. Dafür ist man dort viel mehr dem Wind ausgesetzt, was gefühlt frustrierender ist, als einen Hang hochzufahren. Ich finde das Veloerlebnis in meiner Heimat vor allem deswegen sehr gut, weil auch ungeübte Fahrerinnen und Fahrer sich eigentlich nie unsicher fühlen müssen. Dies liegt einerseits an der konsequent umgesetzten getrennten Führung des Veloverkehrs auf eigener Infrastruktur. Und anderseits fährt nahezu jede Autofahrerin und jeder Autofahrer selbst auch Velo. Entsprechend stösst man auf viel Rücksicht und gegenseitiges Verständnis im Verkehr.
Wie empfindest du das Velofahren in der Schweiz und im Kanton St.Gallen?
Ich versuche für Sitzungstermine oder Ortsbegehungen immer ein Dienstvelo der Kantonsverwaltung zu nehmen. Wenn man auf den ausgeschilderten Routen bleiben kann, ist die Velofahrt in der Regel angenehm und sicher. Vor allem entlang von Hauptstrassen wird es aber schnell hektisch und unsicher. Das Gesamtpaket stimmt für mich trotzdem, unter anderem auch wegen der schönen Landschaft. Für Ältere, Schulkinder oder ungeübte Fahrerinnen und Fahrer sieht es anders aus, für diese Zielgruppen ist in der Schweiz noch grosser Handlungsbedarf vorhanden.
Dank den Agglomerationsprogrammen und den Vorreiterrollen einiger Städte holt der Veloverkehr rasch auf. In den vergangenen Jahren wurde viel für das Velo gemacht und gebaut. Ich bin fest überzeugt, dass das Velo im Alltagsverkehr künftig deutlich zulegt.
Mark Meeder
Dozent Fuss- und Veloverkehr ETH Zürich
Wo liegt in der Schweiz am meisten Handlungspotenzial?
Eine grosse Herausforderung, die wir auch bei unseren Projekten im Tiefbauamt haben, sind die engen Platzverhältnisse im Strassenraum. In der Raumplanung wurde da teilweise nicht vorausschauend gehandelt, wodurch nun oft der benötigte Platz für eine hochwertige Veloinfrastruktur fehlt. In solchen Fällen müssen Kompromisse gefunden werden zwischen den vielen Bedürfnissen am öffentlichen Raum. Dabei braucht es oftmals grosse Anstrengungen von vielen Beteiligten.
Insbesondere auf Hauptverkehrsachsen müssen noch grosse Schritte gemacht werden. Leider ist bei vielen Fachleuten immer noch das Planungsverständnis, dass diese nur für «geübte» Velofahrerinnen und Velofahrer geeignet sein sollten. Mal abgesehen davon, dass dieser Begriff vage und undefiniert ist, macht diese Haltung grundsätzlich wenig Sinn. Wenn sich die direkten und schnellen Achsen nicht für jede Verkehrsteilnehmerin eignen, ist das erstens unfair und zweitens nützt man dadurch das grosse Potenzial des Velos als nachhaltiger Verkehrsträger nicht.
Wie wird der Kanton St.Gallen zu einem Velokanton?
Erstens brauchen wir gute Standards, sowohl für optimal verbindende Velonetze als für hochwertige Velowege.
Zweitens müssten diese sowohl vom Kanton selbst als auch durch die Gemeinden und Fachleute konsequent angewendet und umgesetzt werden.
Dann folgt automatisch das höhere Velo-Aufkommen und die gegenseitige Rücksicht im Verkehr, weil die Velofahrerinnen und Velofahrer präsenter und sichtbarer werden. Und weil mehr Autofahrerinnen dann selbst auch regelmässiger velofahren.
Welche Themen werden in eurer Vorlesung an der ETH behandelt?
Unsere Master-Vorlesung an der ETH Zürich ist sehr breit aufgesetzt. Beim Velo behandeln wir die Netzplanung, den Anlagenentwurf, die Parkierung, Veloförderung, Herausforderungen von Neuentwicklungen wie E-Bikes & E-Trottinettes. Beim Fussverkehr kommen zudem noch Themen wie das hindernisfreie Bauen, die Personenflüsse an Bahnhöfen sowie die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes zum Zug.
Wir merken, dass das Fach bei den Bauingenieurinnen und Raumplanerinnen sehr lebt. Ich bin fester Überzeugung, dass in der Verkehrsbranche eine jüngere Generation von Fachpersonen übernimmt, die das Velo deutlicher im Fokus hat als einen der Hauptträger des Alltagsverkehrs.
Drei Grundsätze einer guten Veloinfrastruktur
Neben dem Veloverkehr liegen dem Kanton St.Gallen auch die Fussgängerinnen und Fussgänger am Herzen. Die Fuss- und Veloverkehrsnetze (Velo, Wanderwege, Mountainbike und Skating) verändern sich ständig. Von Seiten Kanton versuchen wir zusammen mit den Gemeinden, das Netz permanent den neusten Gegebenheiten und Entwicklungen anzupassen.
Untenstehend finden Sie einige eindrückliche Zahlen zum Wander-, Velo-, Mountainbike- und Skating-Netz im Kanton St.Gallen. Dabei werden die kantonalen, regionalen und lokalen Routen (Bedeutung) zusammengefasst.
Schau rein auf unserer Webseite: Fuss- und Veloverkehr | sg.ch
Was kann ich tun?
Kanton St.Gallen Tiefbauamt
Tiefbauamt des Kantons St. Gallen / Kantonsingenieurbüro · Strassen- und Kunstbauten · Strasseninspektorat Kanton St. Gallen · Strassenbau
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