Dialog & Kooperation
Kanton St.Gallen Amt für Wasser und Energie

30. August 2023

5 Fragen an Silvia Gemperle

Als Leiterin «Energie und Bauen» und als stellvertretende Geschäftsleiterin bei der Energieagentur St.Gallen hat Silvia Gemperle über 11 Jahre hinweg den Weg für Themen wie Neubauten und Modernisierungen mit tiefem Energieverbrauch, Low-Tech-Gebäude und den super spannenden Kreislaufbau geebnet. Aber das ist noch nicht alles – sie zeigt uns auch, wie jeder von uns zum Klimaschutz beitragen kann, und gibt Einblicke in ihre neue Rolle als Leiterin Energiestrategie 2050 bei Gebäudehülle Schweiz.

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Céline Ramseier
Projektleiterin Konzepte und Planung Energie

Silvia, du hast fast 11 Jahre lang das Team «Energie und Bauen» bei der Energieagentur St.Gallen geleitet. Wenn du auf die vergangenen Jahre zurückschaust, was hat sich verändert?

In den letzten Jahren haben wir spannende Entwicklungen erlebt. Besonders auffällig ist der wachsende Fokus auf Betriebsthemen, wie das gemeinsame Wirken von Gebäudehüllen, erneuerbare Wärme für die Heizung und das Warmwasser, gute Raumluft, sowie einen möglichst tiefen Stromverbrauch und die Produktion von Solarstrom. Auch das Konzept des Kreislaufbauens hat an Bedeutung gewonnen. Ein bemerkenswerter Moment war der mutige Schritt des Kantons St.Gallen mit dem Bau des Landwirtschaftszentrum Salez. Der Low-Tech-Ansatz, einer konsequent begrünten Umgebung, kreislauffähigen Konstruktionen und unbeschichtete Heizkörpern und vieles mehr, hat eine inspirierende Fundgrube an praktischen Umsetzungsbeispielen geschaffen.

Bei der Energieagentur haben wir von Anfang an den Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz begleitet – zuerst mit Leitfäden, jetzt als Zertifizierungsstelle. Das erfüllt mich mit Stolz. Wir haben unser Wissen kontinuierlich ausgebaut. Besonders bedeutsam ist der Schritt der Energieagentur und der Baubranche in Richtung Nachhaltigkeit im Umgang mit Baumaterialien. Das sehe ich als unseren bedeutendsten Fortschritt.

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Welchen Beitrag leistest du für den Klimaschutz?

Meine Arbeitswege gehe ich zu Fuss, wenn möglich mit einem längeren Weg durch den Wald, das tut mir und dem Klima gut, für meine Wege bin ich täglich zwei Stunden mehr zu Fuss unterwegs, bei jedem Wetter. Ich wohne in einem Minergiehaus, habe nie ein Auto besessen und kaufe hauptsächlich regionale, saisonale Lebensmittel im Biomarkt oder auf dem Bauernmarkt. Meine Reisen gestalte ich klimafreundlich, wie die Zugfahrt nach Apulien.

Beruflich setze ich mich leidenschaftlich ein für nachhaltiges Bauen. Hunderte Fachleute habe ich geschult, sensibilisiert und motiviert. In meinen Ratgebern und Fachdokumenten sind praktische Klimatipps integriert.

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Was war dabei die grösste Herausforderung für dich?

Eine meiner grössten Herausforderungen war die Fokussierung meiner vielen Ideen.

Was war dein grösster Erfolg?

Wenn ich auf die vergangenen Jahre zurückblicke, ist es mir immer wieder gelungen, Menschen für unsere Projekte zu begeistern. Das ist für mich eine unglaublich erfreuliche Erfahrung. Ich finde es besonders spannend, wenn sich Handwerker, Ingenieure und Immobilienbewirtschafter gleichermassen engagieren. Mein Ansatz besteht darin, vielfältige Personen in den Projekten zusammenzubringen, und das bereitet mir grosse Freude.

Ein bedeutender Meilenstein war die Etablierung des EnergieTreffs, bei dem über 200 Fachleute vor Ort und online zusammenkommen. Der ecocircle, eine Plattform für kreislauffähiges Bauen, ist ebenfalls ein Erfolg. Das Aufbauen und Führen eines funktionierenden Teams war ebenfalls erfüllend. Nicht zu vergessen die Zertifizierung von Minergie-ECO und SNBS sowie die Schulungen zum Energiegesetz.

Als fachlichen Leuchtturm durfte ich am vergangenen Green Day den Anlass «HORTUS – von der Idee zur Ausführung» im Architekt Forum Ostschweiz moderieren. Die Möglichkeit, dieses wegweisende enkeltaugliche Projekt dem Fachpublikum vorzustellen, hat mich ungemein begeistert. Ihr könnt euch einen Einblick verschaffen, indem ihr diesen Film anschaut.

Ein wichtiges Forschungsprojekt für enkeltaugliche Bauten ist das KREIS-Haus. Dieses Projekt, das sich dem Erleben von Kreisläufen widmet, ist ein wichtiger Schritt von der Theorie in die Baupraxis. Ende 2022 hatte ich das Vergnügen, die Projektleiterin Devi Bühler am ecocircle willkommen zu heissen. Hierbei geht es um enkeltaugliches Bauen, das wirklich greifbar wird. Mehr dazu könnt ihr hier erfahren. Schaut auch gerne bei Devi Bühlers Vortrag auf dem Youtube Kanal der Energieagentur vorbei.

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Barbara Sintzel und Silvia Gemperle
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Was wünschst du dir für den Kanton St.Gallen im Jahr 2023 und darüber hinaus?

Mein Wunsch ist, dass der Kanton bis 2050 das Netto-Null-Ziel erreicht und die Baubranche enkeltauglich wächst, wie das Projekt «Hortus» verdeutlicht. Ich wünsche mir eine breite, abgestützte Diskussionen und mehr Sichtbarkeit für junge Menschen und Frauen. Das Thema klimafit Bauen soll in der gesamten Bevölkerung verankert und unterstützt sein. Zudem wünsche ich mir klarere Schritte hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft in Bezug auf Solidarität, Ökologie und Ökonomie.

Was ich mir für den Kanton St.Gallen im Jahr 2023 und darüber hinaus wünsche, ist eine verstärkte Präsenz von sichtbaren Fachfrauen als Rednerinnen bei verschiedenen Veranstaltungen. In diesem Zusammenhang unterstütze ich aktiv Alphaberta, eine Plattform für Referentinnen, bei der ich auch mein eigenes Profil habe. Es ist mir wichtig, dass vielfältige Stimmen gehört werden und Expertinnen ihre Perspektiven teilen können.

Danke Silvia Gemperle, für dieses inspirierende Gespräch. Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview. Wir wünschen dir alles Gute auf deinem weiteren beruflichen Weg als Leiterin Energiestrategie 2050 bei Gebäudehülle Schweiz. Wir freuen uns auf eine weitere tolle Zusammenarbeit mit Matthias Schelling als neuen Leiter des Teams Energie und Bauen an der Energieagentur St.Gallen. 

Was kann ich tun?

  • Kaufe regionale und biologische Lebensmittel.
  • Miete dir ein Zelt zum draussen Übernachten.
  • Wenn du oft unterwegs bist, kaufe dir ein Tarp zum  draussen Übernachten.
  • Fahre mit dem Nachtzug in den Süden, Tickets für Italien kannst du einfach online kaufen: https://www.trenitalia.com/de.html
  • Den Schmuck von Jakob Schläpfer kannst du im Laden von St.Gallen-Bodensee Tourismus kaufen https://st.gallen-bodensee.ch/de/

 

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