Frage 2: Was sind die grössten Herausforderungen beim klimafreundlichen Bauen?
Aus Sicht des HBA stellen der Umgang mit dem Bestand einerseits und der Umgang mit den Nutzeranforderungen resp. dem Nutzungskomfort andererseits in den nächsten Jahren die grössten Herausforderungen dar.
Mit der Erneuerung der Bestandesbauten anstelle der Erstellung von Ersatzneubauten kann der Materialverbrauch deutlich reduziert werden und entsprechend viel graue Energie und Treibhausgasemissionen eingespart werden. Selbstverständlich ist der Ersatz bestehender fossil betriebener Heizanlagen durch erneuerbare Wärmeerzeugungen Bestandteil der Erneuerung.
Um eine lange Nutzungsdauer der Bauten zu erreichen, müssen diese mit einem grossen Anpassungsvermögen an die sich verändernden Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer konzipiert werden. Hier sind auch die Nutzenden gefordert. Sie müssen ihre zukünftigen Bedürfnisse realistisch abschätzen, so dass weder zu viel noch zu wenig gebaut wird.
Der heutige Alltag im Hochbauamt zeigt, dass ein Umdenken bei der Anspruchshaltung der Nutzenden dringend notwendig ist. Etwa vergleichbar mit dem Bedürfnis sich ein SUV-Fahrzeug zu kaufen, obwohl ein Elektrokleinwagen die Aufgabe längstens erfüllen würde.
Es muss ein strukturelles Problem gelöst werden. Ein öffentlicher Bauherr kann heute keine Entscheidung fällen, die auch nur geringste Unsicherheiten in finanzieller oder technischer Hinsicht aufweist oder die den Nutzungskomfort infrage stellt. Um einen entscheidenden Schritt in Richtung Klimaneutralität zu machen, sollten die Nutzerinnen und Nutzer bereit sein, ihr Verhalten an die klimatischen Verhältnisse der Umgebung zu überdenken und anzupassen.