29. August 2024
Sommerlicher Wärmeschutz in der Praxis
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Kreislaufwirtschaft, Energie- und Ressourcenverbrauch: In der Baubranche zeichnet sich ein Richtungswechsel ab. Der Runde Tisch Energie und Bauen hat sich die Fragestellung «Bestand erhalten oder Ersatzneubau?» zum Arbeitsthema 2024 gemacht. Die Teilnehmenden erörterten es am ersten Treffen in diesem Jahr im theoretischen Grundsatz und am Praxisprojekt an der Sternenstrasse 2 und 4 in Uzwil.
In jedem Gebäude sind grosse Mengen Material und Energie gebunden. Und jedes Bauvorhaben – ob Umbau, Erweiterung oder Abriss und Neubau – giert nach mehr. Wer die Zeichen der Zeit erkennt, muss bei jeder Bauaufgabe auf einem bebauten Grundstück die Frage stellen «Bestand erhalten oder Ersatzneubau?» und die Antwort mit der gebotenen Ernsthaftigkeit ausarbeiten. Denn sie ist in besonderer Weise mit Energie- und Ressourcenfragen verknüpft. Dem Bestreben, bestehende Bauten zu erhalten und weiterzubauen, stellen sich zahlreiche systemische Hemmnisse entgegen. Bauten in der Schweiz unterliegen höchsten Sicherheits-, Qualitäts- und Komfortansprüchen, die durch ebenso hohe rechtliche und bautechnische Anforderungen sichergestellt werden. Eine Aufzonung und damit verbunden eine höhere Ausnutzungsziffer verstärken den Anreiz für einen Ersatzneubau. So werden zum Teil auch Gebäude lange vor dem Ablauf ihrer technischen Nutzungsdauer oder gar kurz nach einer durchgeführten Modernisierung abgerissen. Für Investoren gilt es als Planungs- und Kostenrisiko, bestehende Bauten zu erhalten und weiterzubauen. Gründe dafür sind vergleichsweise hohe Lohnkosten im Gegensatz zu tiefen Materialkosten.
«Die Weiterentwicklung von Bestandsbauten muss für die Energiewende einfach ermöglicht werden.»
Matthias Schelling
Leiter Energie und Bauen, Energieagentur St.Gallen
Am 14. März durfte der Runde Tisch Energie und Bauen das Projekt Sternenstrasse 2 und 4 in Uzwil der Firma UZE AG besichtigen und bei dieser Gelegenheit einige der oben genannten Aspekte vertiefen. Die Gebäude aus den 1950er- und 1960er-Jahren werden bis auf die beiden ursprünglichen Werkhallen rückgebaut. Das klärt die räumliche Situation, und der Charme des früheren Industriebetriebs bleibt erhalten. Das spart zudem enorme CO2-Emissionen, weil die bereits bestehenden Untergeschosse und Gebäudehüllen weiter ihren Zweck erfüllen.
In der Werkhalle Sternenstrasse 2 sind die Micro-Living-Einheiten über zwei Wohngeschosse offen organisiert. Sie verfügen zusätzlich über einen direkten Zugang in die Kellerräume. In der Werkhalle Sternenstrasse 4 verteilen sich die 18 Geschosswohnungen optimal über drei Etagen.
Der Runde Tisch Energie und Bauen wird die gewonnen Eindrücke, die aufgeworfenen Fragen und die möglichen Handlungsfelder an der nächsten Sitzung im Juni ordnen und diskutieren. Das Ziel ist es, die systemischen Hemmnisse abzubauen. Bestehende Bauten im Kanton St.Gallen sollen möglichst einfach weiterentwickelt werden können, wenn die zukünftige Nutzung sinnvoll und die Bausubstanz solide ist.
Das Netzwerk Runder Tisch Energie und Bauen erarbeitet Lösungen und verschiedenste Infomittel für eine ökologische und ressourcenschonende Bauweise, Energieeffizienz von bestehenden Bauten, vorbildliche Neubauten, zukunftstaugliche Quartiere und erneuerbare Energien im Gebäude. Das Netzwerk bilden Personen aus Fachverbänden, Vertretende des Kantons und der Stadt St.Gallen, Regionen sowie Hausbesitzende.
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Was kann ich tun?
Als Bauherrin oder Bauherr: Informiere dich vor einem Ersatzneubau über die Möglichkeiten zur Weiternutzung des bestehenden Gebäudes
Als Gemeinde: Überlege dir, wie die Rahmenbedingungen zur Weiternutzung von Gebäuden verbessert werden können. Möglicherweise müssen bestehende Ansprüche an Gebäude überdacht werden und der Erhalt des Bestandes in Ausschreibungen und Wettbewerben stärker berücksichtigt werden.
Energieagentur St.Gallen
Wir fördern erneuerbare Energien und schaffen Netzwerke.
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