Raum & Wohnen
Kanton St.Gallen Amt für Wasser und Energie

28. September 2023

Energieeffizienz und Umweltschutz in Harmonie

Eine klassizistische Villa in Rheineck sollte energetisch saniert werden. Um dabei das Beste für die Energieeffizienz und die Umwelt herauszuholen, nahmen die Besitzer eine Impulsberatung der Energieagentur St.Gallen in Anspruch. Mit einer cleveren, ganzheitlichen Lösung konnte die Energieeffizienz der Gebäudehülle von Klasse E auf D sowie die Gesamtenergieeffizienz sogar von D auf B verbessert werden.

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Christian Sidow
Texter bei Festland

Sehr schön, aber nicht sehr energieeffizient

Hinter grünen Hecken verbirgt sich im sankt-gallischen Rheineck das eine oder andere architektonische Schmuckstück. Wie zum Beispiel die historische Fabrikantenvilla aus dem Jahr 1871. Das Gebäude mit rund 350 m2 Wohnfläche wurde zuletzt vor über 20 Jahren saniert. «Meine Arbeit am Projekt Energie 2030 hat mich drauf gebracht, den Energiewert unserer Liegenschaft selbst einmal abzuklären», sagt Daniel Peterer, Mitinhaber einer Kommunikationsagentur in St.Gallen und Zürich, der mit seiner vierköpfigen Familie in dem Haus wohnt. «Im Gespräch mit der Energieagentur St.Gallen wurde uns eine Impulsberatung ans Herz gelegt. Die Beratung durch Installationsexperte Remo Spescha fand bei uns vor Ort statt und schnell war klar, dass wir vom Heizen mit fossilen Brennstoffen, in unserem Fall Gas, wegkommen mussten.»

In einem nächsten Schritt liessen Peterers eine sogenannte GEAK Plus Analyse durchführen. «Ingenieur Beat Bosshart zeigte uns auf, wie wir das Gebäude baulich optimieren können, damit der Energiebedarf kleiner wird. Schliesslich ist es nicht damit getan, die fossile durch eine nachhaltigere Heizung zu ersetzen und dann doch die gleiche Menge Energie zu verbrauchen», so Peterer. Die Analyse zeigte unter anderem, dass vor allem bei den Übergängen von Kalt- zu Warmräumen wie Keller, Estrich und Entrée viel Energie verloren ging.

Beat Bosshart_Zitatfoto

Schnell war klar, dass das Objekt Potential für eine nachhaltige Lösung hat. Schon mit der Isolation von Keller, Estrich und Eingang kann über ein Viertel der Energie eingespart werden.

Beat Bosshart

IET Ingenieurbüro für Energietechnik AG

Das Konzept von Beat Bosshart wurde dann bei der Energieagentur St.Gallen eingereicht. Denn um Fördergelder zu erhalten, mussten Peterers den Nachweis erbringen, dass mit den vorgeschlagenen Massnahmen tatsächlich Energie eingespart wird. «Mit den berechneten 73% weniger Heizenergiebedarf sowie 26% weniger Heizwärmebedarf bei 399 m2 Energiebezugsfläche erhielten wir die Beitragszusicherung und konnten mit den Sanierungsarbeiten beginnen.»

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Das Äussere der historischen Fabrikanten-Villa in Rheineck wurde bereits vor 20 Jahren saniert.

Schritt für Schritt zu mehr Energieeffizienz

Das Konzept sah eine energetische Sanierung in verschiedenen Etappen vor. Dabei mussten alle Arbeiten auf die nachfolgenden abgestimmt sein, um kostspielige Zusatzarbeiten zu vermeiden.

Die erste Etappe umfasste die Isolation des Gebäudes, damit der Heizwärmebedarf soweit wie möglich gesenkt werden konnte. «Die Fassadendämmung war aus zwei Gründen kein Thema: einerseits ist das Haus in Massivbauweise mit bis zu 80 cm dicken Wänden erstellt, was bereits eine dämmende Wirkung hat», so Hausbesitzer Daniel Peterer. «Andererseits steht das Haus im Inventar der schützenswerten Bauten und es darf aus denkmalschützerischen Gründen aussen nichts verändert werden.»

Das Projekt beweist, dass die Energieeffizienz eines Hauses nicht im Widerspruch zum Denkmal- und Ortsbildschutz stehen muss. 

Karin Sander

Karin Sander
Architektin und Denkmalpflegerin Kanton St.Gallen

Die Fenster wurden bereits vor 20 Jahren, als Peterers einzogen, ersetzt. Eine Fenstersanierung wäre deshalb zu diesem Zeitpunkt in keinem Verhältnis gestanden. So konzentrierte man sich auf den Innenbereich des Hauses. «Allein durch die Neuisolation der Kellerdecke, des Estrichbodens sowie des angebauten Eingangsbereichs, können wir eine beachtliche Energieersparnis von 26.8% realisieren.» Gleichzeitig wurde der 2014 erstellte Beton-Garagenunterstand mit einer Photovoltaik-Anlage ausgerüstet. Diese Solaranlage mit 8 kWp (Kilowatt Peak) deckt nun den jährlichen Strombedarf inklusive Wärmepumpe zu rund 35% ab.

Als Letztes wurde die bestehende Gasheizung durch eine Sole/Wasser-Wärmepumpe ersetzt. «Dies konnten wir erst an Schluss realisieren, da die Abklärungen zur Bohrung eine längere Vorlaufzeit brauchten. Und die Wärmepumpe hatte – auch bedingt durch den Ukrainekrieg – eine Lieferzeit von über 10 Monaten.» Durch den Wechsel von der fossilen Heizung zu einer Anlage mit hohem Anteil an erneuerbarer Energie und geringen CO2-Emissionen konnte die Gesamteffizienz auf die angestrebte Energieeffizienzklasse B optimiert werden.

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Beim Estrichboden wurde die Balkenlage mit Dämmmaterial aufgefüllt und der antike Boden wieder darauf verlegt.
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Auch die Kellerdecke wurde neu isoliert. Wie der Estrichboden bildet sie einen Übergang von einem Kalt- zu einem Warmraum.
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Neben der Wärmepumpe für die Heizung ist auch ein separater Wärmepumpen-Boiler (links) für das Warmwasser im Einsatz.

Win-win-win-Situation

Neben dem Gewinn für die Umwelt hat sich die energetische Gesamtsanierung auch wirtschaftlich ausgezahlt. Einerseits konnte damit der Wert der Liegenschaft gesteigert werden, anderseits werden die jährlichen Energiekosten voraussichtlich um mehr als die Hälfte gesenkt.

«Der GEAK Plus Bericht von Energieberater Beat Bosshart zeigte uns eine ganzheitliche Lösung auf, die Isolation, Heizung und Energiegewinnung berücksichtigte. Wir erhielten von ihm auch Support, als es um die Ausschreibung und das Einholen der Offerten zur Sanierung ging», freut sich Hausbesitzer Peterer «Damit konnten wir ohne Einbezug eines Architekturbüros sanieren. Gerne werden wir die Energieberatung auch Anderen weiterempfehlen.» Denn bestimmt gibt es viele weitere schöne alte Villen, die nur darauf warten aus dem energetischen Winterschlaf geweckt zu werden.

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Die Solaranlage auf dem Carport deckt den jährlichen Strombedarf zu rund 35% ab.
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Mit der Energie der Photovoltaik-Anlage werden auch die Fahrzeuge der Familie geladen sowie das Warmwasser produziert.
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Eine App zeigt in Echtzeit, was die Solarpanels an Energie produzieren, wo der Eigenverbrauch liegt und wie viel Strom in das Netz eingespeist wird.
Quote_Peterer

Unser Haus liegt uns genauso am Herzen, wie die Energieeffizienz und die Umwelt. Schön, dass wir alles miteinander in Einklang bringen konnten.

Daniel und Alexandra Peterer

Hauseigentümer

Was kann ich tun?

Was ist GEAK Plus?


Der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) zeigt auf, wie viel Energie ein Gebäude im Normbetrieb benötigt und wird durch zertifizierte Expert*innen ausgestellt. Die Zusatzleistung GEAK Plus beinhaltet eine Liste von Massnahmen, wie die Energieeffizienz verbessert werden kann und wie sich die Sanierung etappieren lässt. Dies kann bei der Finanzierung der Sanierungsmassnahmen eine wichtige Rolle spielen. Die GEAK-Etikette entspricht in ihrer Gestaltung der Energieetikette für Haushalts- und andere Geräte. Wie diese dokumentiert sie eine Klassifizierung zwischen A (sehr energieeffizient) und G (wenig energieeffizient). (Quelle)

Was bedeutet Kilowatt Peak (kWp)?

Die Einheit Kilowatt-Peak, kurz kWp, wurde entwickelt, um die Leistung von Photovoltaikanlagen mess- und vergleichbar zu machen. Weil die Sonne nicht immer gleich stark auf die Solarpanels scheint, erzeugen diese je nach Tageszeit und Ort unterschiedlich hohe Leistungen. Um alle PV-Anlagen miteinander vergleichen zu können, werden die Solarmodule unter einheitlichen Standard-Testbedingungen gemessen. Der kWp-Wert (Peak: englisch für Spitze) bezeichnet den Höchstwert, den eine Anlage leisten kann, vergleichbar mit der PS-Zahl eines Autos, das ja auch nicht immer im Maximalbereich unterwegs ist.

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